Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

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Graf Emerich Tökely. 
Wien dahin ab, führte prachtvolle Geschenke mit sich und hatte den 
Auftrag, alles mit der Ehre des Reiches Vereinbare zu versuchen, um 
einen Krieg abzuwenden. — Die Antwort auf diese Friedens 
bestrebungen, enthielt aber Forderungen, deren Anmaßung und Un 
erfüllbarkeit sie zu einer förmlichen Kriegserklärung stempelte: „der 
Kaiser sollte eine Million Dukaten zahlen, ganz Ungar» bis an die 
Theiß und überdies alles Land zwischen Neuhäusel und Trentschin 
abtreten, die Festung Leopoldstadt schleifen, und endlich den ungarischen 
Rebellen die eingezogenen Güter wieder zurückgeben". — Die Ulenias 
widersprachen zwar mit Nachdruck dem Bruche des Waffenstillstandes; 
allein der Gesandte des allerchristlichen Königs von Frankreich und 
das Haupt der ungarischen Malcontenten (dieser Titel war ihnen 
amtlich beigelegt worden), Gras Emerich Tökely >), sprachen für den 
') Emerich Gras Tökely, geboren 1656, war der Sohn des Grafen 
Stephan, der sich 1671 nach der Hinrichtung der Grafen Nadasdy, Zriny 
und Frangipany an die Spitze der ungarischen Rebellen stellte, und während 
er von den kaiserlichen Truppen unter General Heister in seiner Burg Kaß 
belagert wurde, starb. Der junge, erst fünfzehnjährige Emerich Tökely 
flüchtete noch vorher in Frauenkleidern aus dem Schlosse, begab sich nach Sieben 
bürgen, wo er in der Folge das Commando eines Corps erhielt, das die unga 
rischen Aufrührer unterstützen sollte. Diese wählten ihn 1678 zu ihrem Ober- 
feldherrn; als solcher drang er mit einem sich rasch verstärkenden Heere in Ober- 
Ungarn ein, eroberte mehrere feste Plätze und nahm die Bergstädte ein. Von 
Frankreich und der Pforte heimlich unterstützt, wagte er sogar Verwüstungszüge 
nach Mähren und Oesterreich. Ungeachtet Kaiser Leopold auf dem Landtage 
zu Oedenburg 1681 dem größten Theil der ungarischen Beschwerden abhalf, legte 
Tökely die Waffen nicht nieder, sondern begab sich in den Schutz Sultan 
Mahomeds IV., der ihn 1682 als König von Ungarn anerkannte, welchen Titel 
er aber nicht annahm, sondern sich Fürst von Ungarn nennen ließ. Er unter 
stützte den Vormarsch der Türken gegen Wien, dessenungeachtet aber maß der 
Großvezier Kara Mustapha die Schuld seiner Niederlage Tökely bei. 
Dieser jedoch eilte nach Adrianopel und rechtfertigte sich derart vor dem Großherrn, 
daß er die Veranlassung war, daß Kara Mustapha bald nachher strangulirt 
wurde. Tökely setzte den Krieg gegen die kaiserlichen Truppen, aber meist un 
glücklich fort, wurde deshalb 1685 von den Türken gefangen genommen, worauf 
sich sein Heer zerstreute und seine vornehmsten Anhänger sich dem Kaiser unter 
warfen. Er erhielt später wieder seine Freiheit, wurde vom Sultan zum Fürsten 
von Siebenbürgen ernannt, bemächtigte sich auch dieses Landes, wurde aber von 
den kaiserlichen Truppen unter dem Markgrafen Ludwig von Baden dar 
aus vertrieben. — Später in Ketten von den Türken nach Adrianopel geschickt, 
dann wieder freigelassen und vom Sultan zum Fürsten von Widdin ernannt,
	        
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