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Urtheile über Ernst Rüdiger Starhemberg.
„Hafter Verfechter der militärischen Interessen. Mit oft rauhem Frei-
„muthe, den er auch gegen seinen Kaiser nicht verleugnete, hielt er
„mit seiner Ueberzeugung über die Vorgänge auf den Kriegsschau
plätzen oder über die Anforderungen und Klagen der Generale und
„Behörden nie zurück und wurde wohl auch mitunter heftig in seinem
„„gehorsamsten Vortrage"" an den Kaiser, wenn sich Hindernisse auf
„Hindernisse seinen vom reinsten patriotischen Gefühle dictirten
„Bestrebungen entgegenstellten."
„Bei nlll diesen hervorragenden Eigenschaften unterwarf er sich
„ungeachtet seiner hohen Stellung auch gern der bessern Einsicht
„Anderer, während seine Selbstlosigkeit und Einsicht ihm ebenso von
„Neid als von überschwänglicher Bewunderung fern hielten. Mit
„nüchternem Blicke beurtheilte er Eugens erste Erfolge, war aber
„eifrig bedacht, ihm den Weg zu neuen Siegen zu bahnen."
In der Einsicht der authentischen, meist eigenhändigen
Acten Rüdiger Starhembergs hatte sich das Urtheil dieses
Geschichtsforschers wohl am sichersten gebildet und lautet anders als
die übrigen!
Hiemit hätten wir denn die eigentliche Lebensskizze unseres
Helden beendet; der nächste Abschnitt enthält noch die Gedichte
und Lieder, welche unmittelbar nach der Belagerung Wiens in den
Jahren 1683 und 1684 verfaßt wurden, theils Rüdiger Starhem
berg zu Ehren, oder denselben in rühmlicher Weise erwähnend, ebenso
auf ihn Bezug nehmende Denkmünzen und Medaillen.
Wir lassen daher zum Schlüße unserer biographischen Ab
handlung den Ausspruch des österreichischen Plutarchs folgen:
„In den Kriegen Oesterreichs wider die türkische Uebermacht ist
„MontecuccolUs Sieg bei St. Gotthard die erste Morgen-
„röthe eines besseren Glückes. — Mit der Rettung Wiens durch
„Starhemberg bricht der volle Tag an, der durch die Schlachten
„von Barkan, Waitzen, Ofen, Mohacz, Nissa, Szalankamen,
„Olasch und ganz vorzüglich von Zenta den österreichischen Waffen-
„ruhm seinem vollen Mittagsglanz eutgegeüführte."