Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

5. August 1683. 
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sorgsame Commandant erließ an diesem Tage ein Decret an 
die medicinische Facultät mit dem Auftrage, der Decan möge sich 
mit dem Bürgermeister berathen über die möglichen Ursachen 
der Seuche und die etwaigen Mittel, dem Uebel abzuhelfen 
oder es mindestens in seiner weiteren Ausdehnung zu beschränken. 
In der nun folgenden Nacht stürmten die Türken dreimal gegen 
die Löwelbastion vor. Der Angriff war heftig und die Verwirrung 
groß. Schon fingen die Vertheidiger zu wauken an. Nun setzten sich 
General-Feldwachtmeister Graf Daun und Oberst Souches an die 
Spitze derselben, und ihrer vorzüglichen Bravour gelang es endlich, 
den Feind zurückzuwerfen. Doch war dieser Vortheil mit dem Blute 
vieler Braven theuer erkauft; nahe an 200 Mann waren todt oder- 
verwundet, unter den Letztern der tapfere Oberst-Lieutenant des 
Mannsfeldsichen Regiments (jetzt Nr. 24) Alexander Graf Leslie/) 
ein Hauptmann vom Regimente Souches (1809 reducirt als Nr. 50), 
und ein Lieutenant von Schärfenberg (1809 reducirt als Nr. 13). 
General Graf Daun und Oberst Souches verließen die gefährlichen 
Posten die ganze Nacht hindurch nicht. An diesem Tage schlug der 
Stadt-Commandant Graf Starhemberg, der selbst schon an der 
Disenterie litt, sein Hauptquartier in der Burg auf, wo er jene 
Localitäten bezog, in denen sich sonst die kaiserliche Leibwache befand (jetzt 
die der Hauptwache am Franzensplatz). Er erließ eine Aufforderung an 
alle Bürger der Stadt, bei Verlust ihres Bürgerrechts und ehrlichen 
Namens in eigener Person aufzuziehen, und an die Hausherren, entweder 
einen Mann für sich zu stellen oder ein Alters- oder Krankheits 
zeugniß vorzuweisen, widrigenfalls ihren Häusern alle vorkommenden 
Lasten allein auferlegt würden. — Die Fleischer und Bäcker, an 
diesem Tage zusammengestellt und bewaffnet, bezogen die Posten in 
der kaiserlichen Burg und brachten mit ihren gezogenen Röhren und 
Doppelhaken aus den Fenstern der oberen Gemächer den Türken 
während der Belagerung mehrmals empfindliche Verluste bei. 
9 Oberst-Lieutenant Graf Leslie wurde nach seiner Verwundung in das 
Haus des Fürsten Liechtenstein in der Herrengasse gebracht. Er starb noch am 
selben Tage und wurde in der Schottenkirche begraben. — Mit zwei schweren 
Wunden hatte er noch immer seine Truppe geführt, bis ein Pistolenschuß durch 
den Kops ihn kampfunfähig machte.
	        
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