Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

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31. Juli 1683. 
Besatzung bei der Löwelbastion entzündete Mine gänzlich. — Ein 
Befehl Starhembergs von diesem Tage untersagte alle unzweck 
mäßig unternommenen Ausfälle der Bürger strengstens, widrigenfalls 
jeder auf der That Betroffene vor den Palissaden niedergeschossen 
werden würde, was unter Trommelschlag allgemein bekannt gemacht 
wurde. — Am Morgen des 31. Juli begann das feindliche Geschütz 
feuer gegen die Burgbastei mit noch nie bemerkter Stärke. Oberst- 
Lieutenant Gschwind, ein sehr tüchtiger Offizier, welcher in dieser 
Bastei commandirte, erwiderte mit ruhiger Entschlossenheit durch ein 
wohlgezieltes Feuer, welches zwei türkische Kanonen demontirte. Die 
geringeren Geschütze brachte er wohl zum Schweigen, konnte aber das 
fortwährende Werfen der Bomben nicht verhindern; eine von diesen fiel 
unter die gefüllten Granaten dieser Bastei, entzündete dieselben und hätte 
dadurch beinahe den Oberst-Lieutenant Gschwind, einen der fähigsten 
Offiziere der Besatzung, getödtet — ein Verlust, der um so empfind 
licher gewesen wäre, als von den wenigen anwesenden Artillerie- 
Offizieren bereits der geachtete Oberst Werner verwundet worden 
war. — In der Aufstellung der Geschütze auf der Löwelbastei wurden 
auf Befehl Starhembergs einige Aenderungen vorgenommen, in 
Folge dessen Oberst-Lieutenant Gschwind Nachts diese Geschütze von 
dem Cavalier, wo sie durch ihre Aufstellung den Feind überschössen, 
auf die Bastion bringen ließ. Ueberdies mußte der Cavalier, der 
schon ganz zerschossen war, ausgebessert werden. Die Türken richteten 
an diesem Tage auch von der Leopoldstadt aus ihr Feuer besonders 
auf das Arsenal und die dahin führende kleine Donaubrücke. - Da die 
Besatzung an diesem Tage einen halbmonatlichen Sold erhalten hatte, 
war sie besonders guten Muthes, und wie sich ein gleichzeitiger 
Schriftsteller') ganz lakonisch ausdrückt: „Jhro Excellenz, Herr 
„Commandant haben Nachmittags auf der .Kärnerbastei mit 
„Trompeten und Pauken herrlich musiciren, der Feind dagegen 
„gleich stark kanoniren lassen." Jedenfalls gerieth Kara Mustapha, 
der die Stadt schon halb besiegt und demnächst in seiner Gewalt 
glaubte, keineswegs in sehr freudige Aufregung, als er die munteren 
Töne lärmender Musik von den Wällen hörte. 
i) Nikolaus Hocke: „Kurze Beschreibung dessen, was in wehrenden 
Türkischen Belagerung Wiens u. s. w. passieret." Wien 1685, 40.
	        
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