28., 29. und 30. Juli 1683.
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zum Sammelplatz für die Bürger, die Freiung für die Studenten
und für alle Uebrigen der Neue Markt bestimmt. — Die vorsichtige
Bewachung der Keller, um jedes Zeichen einer Minirung sogleich
angeben zu können, wurde von Neuem befohlen. Im kaiserlichen Zeug
hause und im Unterkammeramte wurde mit größtem Eifer an spanischen
Reitern, Ruderpalissaden, Fußtreppen mit eisernen Nägeln u. s. w.
gearbeitet; ferner machte man mehrere tausend Erdsäcke und brachte
sie auf die Basteien und Ravelins zur Ausbesserung der etwa
beschädigten Brustwehren. Für die Ruhrkranken wurde im sogenannten
dazu bestimmten Passauerhof ein eigenes Spital errichtet.
Am 28. unterhielt der Feind sowohl vom Rothen Hofe als der
Leopoldstadt aus ein heftiges Bombardement; das von letzterer Seite
verursachte vielen Schaden. Abends 5 Uhr sprang eine Mine an
der Contrescarpe der Löwelbastei, die 18 Soldaten verwundete und
eine ganze Reihe von Palissaden niederriß. Man erwartete nun, daß
die Türken wieder stürmen würden, aber sie begnügten sich mit einem
schwachen Angriff ans die Burg- und Löwelbastei, trachteten dagegen
ihre Laufgräben zu erweitern; ebenso verwendeten die Belagerten die
Zeit ungehindert zur Ausbesserung des beschädigten Theiles der Contre
scarpe. An diesem Tage ließ Graf Starhemberg einen Cürassier des
Dupignh'schen Regiments, der seinen Corporal erschossen, am Fisch
markt hängen. Abends nahm der Scharfrichter die Leiche vom
Galgen herab und versenkte dieselbe in die Donau.
Das feindliche Feuer am 29. war schwach, und der Feind
benutzte auch nicht den guten Erfolg einer Mine, die Nachmittag
vor dem Burgravelin aufflog und welche 7 Mann verschüttete,
20 verwundete und überdies eine dreifache Palissadenreihe niederwarf.
Auch die Bürger, Fleischhauer und Studenten hatten einen Ausfall
in die nächstgelegenen Weinberge gemacht und viele Ochsen erbeutet,
die sie in die Stadt brachten, wo man deren benöthigte, da die
Fleischpreise sehr in die Höhe gingen. Die Vertheidigung der Stadt
gegen die Leopoldstadt wurde etwas erleichtert, da die Donau zu
steigen anfing. Am folgenden Tage setzten die Belagerer ihr Feuer
mit vieler Heftigkeit, vorzüglich gegen die Burgbastei fort und ließen
gegen 3 Uhr Nachmittag auch einige Minen vor dieser Bastion auf
fliegen. Gegen 8 Uhr Abends hingegen mißglückte eine von Seite der