Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

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21. und 22. Juli 1683. 
Cürassier-Regimente, welches in Langenzersdorf bequartirt war, 
ein auf baldigen Entsatz vertröstendes Schreiben des Herzogs Carl 
von Lothringen an Starhemberg. Derselbe war durch die 
Donau geschwommen und trug den Brief in einer Blase eingeschlossen 
am Halse. Seine glückliche Ankunft wurde durch Feuersignale am 
St. Stephansthurme dem Herzoge von Lothringen bekanntgegeben. 
Als aber dieser Reiter, von dem Stadt-Commandanten an den 
Herzog wieder abgefertigt, seinen Rückweg antrat, fiel er in die Hände 
des Feindes, wurde vor Kara Mustapha gebracht und von diesem 
in ein strenges Verhör genommen, und der Inhalt des bei dem 
Gefangenen aufgefundenen Briefes dahin gedeutet, daß man nach 
Wien einen Succurs begehre, weil in Allem nur 10.000 Mann 
Besatzung darinnen und bereits 3000 Mann davon gestorben oder 
kampfunfähig seien. Der Großvezier, sehr erfreut darüber, ließ diese 
Nachricht sogleich im Lager publiciren. 
Au diesem Tage ließ Graf Starhemberg alle Vorsteher der 
geistlichen Collegien und Klöster auf das Rathhaus berufen, ihnen 
die dringende Nothlage und Gefahr der Stadt vorstellen und sie dazu 
ermahnen, ihre Schatzkammern und Weinkeller zu öffnen und den 
Verwundeten und zahlreichen meist an der Ruhr leidenden Kranken 
christlich unter die Arme zu greifen. Auch wurde der Befehl erneuert, 
bis zum nächsten Tage alle Schindeldächer abzutragen, widrigenfalls 
jene Häuser, wo dies bis dahin noch nicht geschehen, von den Soldaten 
abgeräumt und Jedermann preisgegeben würden. 
Am 22. Juli überbrachte eiu Diener des im türkischen Lager 
gefangen gehaltenen kaiserlichen Residenten Georg Christoph von 
Kunitz ein Schreiben desselben in die Stadt mit der Nachricht, daß 
Kara Mustapha sich große Hoffnung mache, Wien schon in wenig 
Tagen in seine Gewalt zu bekommen. Das feindliche Feuer war an 
diesem Tage hauptsächlich aus der Leopoldstadt gegen die Wafferbastei 
gerichtet; von der Hohen Brücke bis zum Fleischmarkt erlitten die 
Häuser vielen Schaden; besonders wurden die Klöster und Kirchen zu 
St. Laurenz und St. Joseph übel zugerichtet. Die Inwohner suchten 
in den Kellern und Gewölben sichere Zuflucht. Selbst in das 
9 Als Deville-Cürassiere 1767 reducirt.
	        
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