Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

20. und 21. Juli 1683. 
93 
gefallene Bomben tödteten und verwundeten einige Mann der Stadt- 
gnardia. Starhemberg ließ das Straßenpflaster aufheben, damit 
sich die Bomben im weichen Boden leichter eingraben könnten, die 
herausgenommenen Steine hingegen mußten auf die Wälle getragen 
werden als Vertheidigungsmittel gegen die anstürmenden Türken. An 
diesem Tage erschien ein feindlicher Parlamentär mit dem Bedeuten 
vor der Stadt, Kara Mustapha suche um einen Waffenstillstand 
an zur Beerdigung seiner Todten, zugleich fordere er die Stadt auf 
sich zu ergeben, mit der Drohung, daß er, wenn sie mit Sturm 
genommen werden müßte, das Kind im Mutterleibe nicht verschonen 
würde. Der wackere Commandant von Wien Graf Rüdiger 
Starhemberg ließ ihm aber antworten: in der Stadt habe man 
lauter gesunde Soldaten, daher keinen Todten zu begraben, daher 
wolle er auch von einem Waffenstillstände nichts wissen. Er würde 
Wien auf den letzten Blutstropfen vertheidigen und wäre auf das 
Aeußerste gefaßt. — Unter Einem ließ der Feldzeugmeister in der 
Stadt einen Aufruf ergehen, daß Jener, welcher sich mit Briefen 
über die Donau zum Herzoge von Lothringen wagen wolle, mit einem 
Geschenke von hundert Ducaten belohnt werden sollte. 
In einem am selben Tage Sr. Majestät Kaiser Leopold I. 
unterlegten Operationsplan zum Entsätze von Wien gibt Graf 
Starhemberg dem zwar etwas beschwerlicheren, aber sichereil Weg 
über den Wienerwald jenem über Preßburg den Vorzug und fügt die 
Meldung bei, daß zur Deckung der Donaubrücke bei Stein 1000 
Mann vom Jnfanterie-Regimente Daun aufgestellt, sowie in Ober- 
Oesterreich gesammelte Schiffe oberhalb Krems an einem sicheren Orte 
aufbewahrt wurden. (Wie aber diese Meldung und der Operations 
plan an den damals zu Passau weilenden Monarchen gelangten, gibt 
unsere für diese Thatsache geschöpfte Quelle, nämlich der nach den 
k. k. Kriegsarchiv-Acten bearbeitete Aufsatz der Belagerung von 
Wien im Jahre 1683, Militär-Zeitschrift 1813, Band IV, keinerlei 
Aufklärung.) 
Am 21. Juli fingen die Türken ihr Feuer aus Geschützen und 
Mörsern bei Anbruch des Tages an und unterhielten es sowohl auf 
die Burg- und Löwelbastei, sowie auch von der Leopoldstadt herüber 
bis gegen die Mittagsstunde. Nachts brachte ein Reiter vom Götz'schen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.