Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

in diesem Gebiet seien auch historisch bedingt, und rein real¬ 
politisch müsse man zugeben, daß die Erklärung des Schutz¬ 
verhältnisses nur als Schlag gegen Polen empfunden werden 
könne. 
Ich wies Botschafter Lipski auf die Tatsache hin, daß die 
unabhängige Slowakische Regierung Deutschland um seinen 
Schutz angerufen habe. Sicherlich sei die Erklärung des Schutz¬ 
verhältnisses nicht gegen Polen gerichtet. Hierbei gab ich 
deutlich zu verstehen, daß man die Frage gemeinsam einmal 
beraten könne, falls das allgemeine deutsch-polnische Verhält¬ 
nis eine befriedigende Entwicklung nehme; man könne hierbei 
an eine Teilnahme Polens an der Garantierung des slowakischen 
Staates denken. Leider habe ich jedoch feststellen müssen, daß 
sich in dem deutsch-polnischen Verhältnis eine allmähliche 
Versteifung bemerkbar mache. Diese Entwicklung habe 
bereits seit einigen Monaten begonnen. Es sei hier aufgefallen, 
welch merkwürdige Haltung Polen in der Minoritäten¬ 
kommission eingenommen habe. Die durch polnische Stu¬ 
denten provozierten Danziger Zwischenfälle hätten ebenfalls 
zu denken gegeben. Botschafter Lipski bestritt auf das 
energischste, daß derartige Zwischenfälle durch polnische 
Studenten hervorgerufen worden seien. Auch meine Be¬ 
merkung, daß nach Auffassung des Führers die Schilder, die 
zu den Zwischenfällen geführt hätten, von polnischen Stu¬ 
denten angebracht worden seien, bestritt Herr Lipski auf das 
lebhafteste und behauptete, daß hieran polnische Studenten 
in keiner Weise beteiligt gewesen seien. 
Weiterhin machte ich den Polnischen Botschafter auf die 
dauernden Presseangriffe aufmerksam, auf die deutschfeind¬ 
lichen Demonstrationen anläßlich des Ciano-Besuchs und auf 
die heute bestehende offene Pressefehde. Diese Pressefehde 
scheine mir in jeder Richtung unberechtigt zu sein. Der Führer 
habe immer auf einen Ausgleich und auf eine Befriedung mit 
Polen hingearbeitet. Auch jetzt verfolge der Führer noch 
dieses Ziel. In zunehmendem Maße sei aber der Führer über 
85
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.