Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

habe. Während der tschechischen Krise habe sich gezeigt, daß 
das deutsch-polnische Abkommen auf einer dauerhaften 
Grundlage aufgebaut sei. Außenminister Beck glaube, daß 
die geradlinige polnische Politik für Deutschland bei der 
Gewinnung des Sudetengebietes von Nutzen gewesen sei 
und wesentlich dazu beigetragen habe, diese Frage einer 
glatten Lösung im deutschen Sinne zuzuführen. Die Polnische 
Regierung habe während dieser kritischen Tage alle Sirenen¬ 
klänge, die von gewisser Seite ertönt seien, unbeachtet gelassen. 
Ich erwiderte Herrn Lipski, daß sich auch meiner Auf¬ 
fassung nach das deutsch-polnische Abkommen als hieb- und 
stichfest erwiesen habe. Durch die Aktion des Führers gegen 
die Tschecho-Slowakei habe Polen die Möglichkeit gehabt, 
das Olsagebiet zu gewinnen und eine Anzahl sonstiger Grenz¬ 
wünsche zu befriedigen. Im übrigen stimme ich mit ihm über¬ 
ein, daß auch die polnische Haltung für Deutschland die Dinge 
erleichtert habe. 
2. Herr Lipski machte alsdann weitschweifige Aus¬ 
führungen, um die Wichtigkeit und Bedeutung Danzigs als 
freie Stadt für Polen zu beweisen. 
Auch aus innerpolitischen Gründen sei es für Außen¬ 
minister Beck schwer, einer Eingliederung Danzigs in das 
Reich zuzustimmen. Außenminister Beck habe sich nun über¬ 
legt, wie man ein für allemal alle Reibungspunkte, die über 
Danzig zwischen Deutschland und Polen möglicherweise 
entstehen würden, beseitigen könnte. Er habe sich gedacht, 
daß man das Danziger Völkerbundsstatut durch einen deutsch¬ 
polnischen Vertrag, in dem alle Danziger Fragen behandelt 
würden, ersetzen könne. Als Basis für diesen Vertrag denke 
sich Beck, daß man einmal Danzig als rein deutsche Stadt 
anerkenne mit allen Rechten, die hieraus resultierten, anderer¬ 
seits aber Polen und der polnischen Minderheit alle wirtschaft¬ 
lichen Rechte gleichfalls sichersteile, wobei der Charakter 
Danzigs als Freistaat und die Zollunion mit Polen erhalten 
bleibe. 
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