B) Deutschlands Bemühen um eine Verständigung
mit Polen, 1933 bis 1939
So entschloß sich der Führer schon bald nach der Machtübernahme,
Zum Besten des nachbarlichen wie des europäischen Friedens, die
deutsch-polnischen Beziehungen auf eine ganz neue Grundlage zu
stellen und zu diesem Zwecke eine Verständigung mit Polen herbei-
Zuführen. Diese Bemühungen setzten im Mai 1933 ein und dauerten
bis Ende August 1939. Einige aus der Fülle des Aktenmaterials aus¬
gewählte Dokumente geben Zeugnis von diesen deutschen Verständi¬
gungsbemühungen.
Nr. 4 (26)
Aufzeichnung
des Reichsministers des Auswärtigen über eine Unterredung
des Führers mit dem Polnischen Gesandten
Berlin, den 2. Mai 1933
Der Herr Reichskanzler empfing heute morgen in meiner
Gegenwart den Polnischen Gesandten, der im Aufträge seiner
Regierung darauf hinwies, daß in Polen seit der Übernahme
der Regierung durch die Nationalsozialistische Partei in
Deutschland eine wachsende Unruhe Platz gegriffen hätte, die
teilweise einen panikartigen Umfang angenommen habe. Der
Gesandte betonte das Interesse Polens an einem freien Ausgang
zum Meer, das von keiner Polnischen Regierung mehr auf¬
gegeben werden könne. Aus diesem Grunde müsse Polen sein
Recht auf Danzig aufrechterhalten, und er sei beauftragt, vom
Herrn Reichskanzler eine Zusicherung zu erhalten, daß man
deutscherseits nicht beabsichtige, irgend etwas an dem jetzigen
Zustand in Danzig zu ändern.
Der Kanzler erwiderte Herrn Wysocki, daß er zunächst
ein besonderes Recht Polens auf Danzig zurückweisen müsse.
Wenn in Polen eine Beunruhigung bestehe, so könne er nur
sagen, daß man deutscherseits wesentlich mehr Anlaß zu einer
solchen Beunruhigung habe und sich durch die Vorgänge in
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