Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

Nr. 69 (434) 
Der Präsident des Senats der Freien Stadt Danzig 
an den Diplomatischen Vertreter der Republik Polen in Danzig 
Danzig, den 7. August 1939 
Herr Minister, 
Auf Ihre beiden Schreiben, datiert vom 4. d. M., von denen 
das zweite am 5. August zugestellt wurde, muß ich Ihnen mein 
Erstaunen darüber zum Ausdruck bringen, daß Sie ein völlig 
unkontrolliertes Gerücht zum Anlaß nehmen, der Danziger 
Regierung ein kurzfristiges Ultimatum der Polnischen Regie¬ 
rung zu übersenden und damit in dieser politisch bewegten 
Zeit grundlos Gefahren heraufbeschwören, deren Auswirkung 
unübersehbares Unheil anrichten kann. Die plötzliche Anord¬ 
nung der Polnischen Regierung, daß alle polnischen Zoll¬ 
inspektoren ihren Dienst in Uniform und mit Waffe auszuüben 
haben, verstößt gegen die vertragliche Abmachung und kann 
nur als eine beabsichtigte Provokation aufgefaßt werden, um 
Zwischenfälle und Gewaltakte bedenklichster Art herbei¬ 
zuführen. 
Nach den von mir inzwischen getroffenen Feststellungen, 
von denen ich Ihnen sogleich am Sonnabend, dem 5. d. M. 
vormittags, telephonisch Mitteilung machte, ist von keiner 
Stelle, insbesondere von keiner Dienststelle des Landeszollamts 
der Freien Stadt Danzig, eine Anordnung des Inhalts gegeben 
worden, daß die Danziger Ausführungsorgane sich vom 
6. August, 7 Uhr früh, ab der Ausübung der Kontrollfunk- 
tionen durch eitjen gewissen Teil der polnischen Zollinspek¬ 
toren zu widersetzen haben. Ich verweise außerdem auf mein 
Schreiben vom 3. Juni d. J., in dem ich bereits das Verhältnis 
der Danziger Zollbeamtenschaft zu den polnischen Zoll¬ 
inspektoren an der Grenze genau präjudizierte. 
Die Danziger Regierung protestiert mit aller Entschieden¬ 
heit gegen die von der Polnischen Regierung angedrohten 
Retorsionen, die sie als völlig unzulässige Drohung ansieht 
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