Nr. 49 (214 und 295)
Rede des Führers vor dem Deutschen Reichstag, 28. April 1939
Auszug: Polen
. . . Über das deutsch-polnische Verhältnis ist wenig zu
sagen. Der Friedensvertrag von Versailles hat auch hier,
und zwar natürlich mit Absicht, dem deutschen Volk die
schwerste Wunde zugefügt. Durch die eigenartige Festlegung
des Korridors Polens zum Meer sollte vor allem auch für alle
zukünftigen Zeiten eine Verständigung zwischen Polen und
Deutschland verhindert werden. Das Problem ist, wie schon
betont, für Deutschland vielleicht das allerschmerzlichste.
Allein, trotzdem habe ich unentwegt die Auffassung vertreten,
daß die Notwendigkeit eines freien Zugangs zum Meer für
den polnischen Staat nicht übersehen werden kann und daß
überhaupt grundsätzlich auch in diesem Falle die Völker, die
nun einmal von der Vorsehung dazu bestimmt oder meinet¬
wegen verdammt sind, nebeneinander zu leben, sich zweck¬
mäßigerweise nicht künstlich und unnotwendig das Leben noch
verbittern sollten.
Der verstorbene Marschall Pilsudski, der derselben Mei¬
nung anhing, war daher bereit, die Frage einer Entgiftung des
deutsch-polnischen Verhältnisses zu überprüfen und endlich
das Abkommen abzuschließen, durch das Deutschland und
Polen in der Regelung ihrer beiderseitigen Beziehungen ent¬
schlossen waren, auf das Mittel des Krieges endgültig zu ver¬
zichten. Diese Abmachung hatte allerdings eine einzige Aus¬
nahme ; sie wurde praktisch Polen zugestanden. Es wurde fest¬
gestellt, daß die von Polen schon bisher getroffenen Beistands¬
pakte, es war dies der Beistandspakt mit Frankreich, dadurch
nicht berührt werden sollten. Es war aber selbstverständlich, daß
sich dies ausschließlich auf den bereits vorhandenen Beistands¬
pakt beziehen konnte und nicht auf beliebig neu abzuschließende.
Tatsache ist, daß das deutsch-polnische Abkommen zur außer¬
ordentlichen Entspannung der europäischen Lage beitrug.
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