Volltext: Österreich und Russland seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Von 1488 - 1605 (1 / 1906)

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II. Kapitel. 
II. Kapitel. 
Vor und nach dem Wiener Kongresse von 1515. 
Wenn Vasilij auch in der äußeren Politik, wie über 
haupt streng den Spuren seines Vaters folgte, so lagen 
doch die Verhältnisse nicht mehr so günstig wie zu Zeiten 
Ivans. Nach dem letzten vergeblichen Versuche, ihr Macht 
gebiet zu behaupten, war die goldene Horde in sich zu 
sammengebrochen, ja, da ihr Bundesgenosse Alexander sie 
so schmählich im Stiche ließ, gänzlich aufgerieben worden. 
Es war dies ein bedeutungsvoller Umstand für das Ver 
hältnis zwischen Rußland und der krimschen Horde, denn 
die Furcht vor der Kipcakhorde hatte beide aneinander 
geschmiedet. Und da die Jagiellonen Freunde der goldenen 
Horde geworden waren, stand Mengli-Geraj im Kampfe 
Ivans mit Alexander auf seiten des ersteren. Die Freund 
schaft Mengli-Gerajs war zwar für Ivan kostspielig, aber 
doch von unschätzbarem Werte. Unter Vasilij sollte sich 
dies ändern. Mengli-Geraj war alt und krank geworden und 
geriet immer mehr unter den Einfluß seiner Söhne, beson 
ders Muhammed-Gerajs. Diese dehnen aber jetzt ihre Raub 
züge auch auf russisches Gebiet aus; eigentlich ist es ja nur 
die Kriegsschule für die nachwachsende Jugend, für die 
Söhne des Khans aber von derselben Bedeutung, wie etwa 
die Auslandsreisen unserer Fürstensöhne. Vielleicht war 
Vasilij auch zu karg, um den Geldhunger so vieler Machthaber 
zu befriedigen. Auch konnten sie von Polen-Litauen und 
Rußland zu gleicher Zeit Tribut unter der euphemistischen 
Bezeichnung von Geschenken erhalten, dabei aber ungehindert 
beide plündern und verwüsten, ohne fürchten zu müssen, daß 
sich die gequälten Opfer vereinigen, um den fürchterlichen 
Blutsauger loszuwerden. So läßt sich die Politik der krimschen 
Horde für die ganze Folgezeit in die Worte fassen: Mit 
Polen und Rußland Verträge schließen, sich von jedem die 
Hilfe gegen den andern so teuer als möglich erkaufen
	        
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