Volltext: Österreich und Russland seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Von 1488 - 1605 (1 / 1906)

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Exkurs II. 
Maximilian I. hatte bei seinem regen Sinne für die geistigen Errungenschaften 
seiner Zeit, Collo beauftragt, die Angaben des gelehrten Krakauer Kanonikus 
Matthias von Miechow, dessen „Tractatus de duabus Sarmatiis“ 1517 er 
schienen war und namentlich deshalb Aufsehen erregte, weil er den Alten 
zum Trotz die Existenz der Riphaeischen Gebirge leugnete (Orbis novus re- 
gionum ac insularum veteribus incognitarum, Basileae 1532, S. 482), nachzu 
prüfen. Das war der Anlaß zu Collos Schilderung seiner russischen Reise, 
wie sie uns im „Trattamento“ vorliegt. Wenn die Handschrift nicht erst von 
seinem Neffen ans Tageslicht gezogen, sondern früher veröffentlicht worden 
wäre, hätte Collo den Reigen der österreichischen Gesandten eröffnet, die in 
so stattlicher Anzahl ihre russischen Erlebnisse und Beobachtungen der Drucker 
presse anvertraut haben und die, wenn sie auch nicht wie Herberstein zum 
Entdecker Rußlands geworden sind, so doch wie z. B. Meyerberg, nicht 
wenig zur Bereicherung der Kenntnisse Westeuropas über Russland beige 
tragen haben. Bei Collo war es aber vielleicht doch ein Glück, daß seine Be 
obachtungen fast ein Saeculum später erst, nachdem sie gemacht worden waren, der 
Welt mitgeteilt wurden, denn sie hätten nur Verwirrung gestiftet. Naiv hatte 
er nämlich den Auftrag des Kaisers, die Nachrichten Miechovs nachzuprüfen, 
Ivan III. mitgeteilt. Man kann sich denken, wie wenig der Großfürst über diese 
Ausspähung seines Landes durch einen Polen — Miechow war übrigens nie in 
Rußland gewesen, sondern hatte seine Nachrichten nur von russischen Gefan 
genen — erfreut war. Er sucht nun die Sache gut zu machen, so gut es ging 
und so erhielt Nikolaus von Lübeck vom Großfürsten den Auftrag, Collo 
eines Bessern zu belehren. Und wirklich erzählt ihm nun dieser, daß die 
Riphaeischen Gebirge existieren und Collo glaubt es ihm, ja er ist noch stolz 
darauf, Miechov verbessern zu können. Ähnlichen Wert besitzen seine anderen 
oro- und hydrographischen Nachrichten über Rußland. Zum Glücke füllen 
den größten Raum seines Werkes die diplomatischen Verhandlungen (50 von 60 
Blättern).
	        
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