Volltext: Lauriacum

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Erich Swoboda 
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Herrn Archivdirektors Dr. J. Zibermayr, zu¬ 
teil wurde. Mit regstem Interesse begleiteten 
sie meine Arbeit und waren jederzeit bereit, 
Schwierigkeiten aus dem Wege zu schaffen 
und meine verschiedenen Wünsche zu erfüllen. 
Zu danken habe ich ferner dem hochw. Herrn 
Dechant Aitzetmüller, Enns, der mir bereit¬ 
willigst die Benützung des Pfarrarchivs gestat¬ 
tete, sowie Herrn Primarius Dr. J. Schicker, 
Mauer-Öhling, für mancherlei Förderung, und 
Herrn Ortbauer, daß er so entgegenkommend 
auf seinem Grund zu forschen erlaubte. 
Das Valetudinarium. 
Die geologischen Verhältnisse in Lauria- 
cum sind bereits von Groller, RLiÖ VII 1906, 
Sp. 6 ff. gewürdigt worden, desgleichen die 
Topographie sowie die politische, kommerzielle 
und militärische Bedeutung des Platzes samt 
seinen Vor- und Nachteilen. Es sei daher hier 
nur kurz daran erinnert, daß das Lager auf 
den von Enns und Bleicherbach abgelagerten 
Sedimenten erbaut wurde. Dementsprechend 
stieß der Spaten an allen Punkten des Grabungs¬ 
rayons nach durchschnittlich 1*20 m Humus 
auf eine bis zu 1 m starke Lehmschicht, die 
über einer Schotterschicht von unbekannter 
Mächtigkeit liegt. In diese Schichten sind die 
Fundamente des Mauerwerks gesetzt, so zwar, 
daß in der Regel ihre unterste Steinschar auf 
dem Schotter ruht, die Schotterschicht also 
gleichsam als Fundamentgrube dient. Die Fun¬ 
damente selbst, zwischen o’8o—1 m hoch und 
0*85 m breit, sind nahezu durchgehends aus 
Kieselsteinen mittlerer Größe unter reichlicher 
Mörtelverwendung aufgeführt; nur an einigen 
Stellen ist dieses einheitliche Gefüge durch Ver¬ 
wendung von kalzitischem Konglomeratgestein 
unterbrochen. Die oberste Kieselschicht er¬ 
scheint von einer Schar flacher Ziegel, rund 
2*5 cm hoch, abgedeckt, die an beiden Enden 
des Fundaments je 5 cm einspringt, also nur 
0*75 cm breit ist. Erst auf dieser Ziegelschicht 
erhebt sich das Auf gehende 3), das nur stellen¬ 
weise erhalten ist — größte Höhe 0*70 m — 
und in welches ausschließlich behauene Quadern 
des eben erwähnten Konglomeratgesteins in 
verschiedener Größe versetzt sind; an Innen- 
und Außenseite trägt es einen ca. 3 cm starken 
Verputz. Wie die Ziegelschar vom Rande des 
Fundamentes beiderseits je 5 cm absetzt, so 
das Aufgehende vom Rande der Ziegel und er¬ 
reicht demnach nur eine Breite von 0*65 m. 
Je nach dem Erhaltungszustand des Mauer¬ 
werks ließ sich die geschilderte Konstruktion 
bei allen Mauerzügen mehr oder minder deut¬ 
lich feststellen. Eine Differenzierung der Mauer¬ 
züge zeigte sich nur insoferne, als allein an der 
Außenseite der Ostmauer des Traktes I und an 
der dieser zugewendeten Seite des gegenüber¬ 
liegenden Traktes III ein Sockel vorgefunden 
wurde. Bei allen übrigen Mauern haben Funda¬ 
ment und Aufgehendes, soweit der gegen¬ 
wärtige Zustand eine solche Beobachtung zu¬ 
ließ, Fluchtgleiche. 
Vorweggenommen in dieser allgemeinen 
Erörterung sei auch die Tatsache, daß selbst 
dort, wo das aufgehende Mauerwerk bis auf 
die Fundamente fehlte, kaum ein Quader, da¬ 
gegen im Bereiche der Mauerzüge sehr viel 
Dachziegelbruch gefunden wurde, daß Brand¬ 
spuren in kaum nennenswerter Ausdehnung 
nachzuweisen waren und daß es im ganzen 
Grabungsrayon nur sehr wenige Punkte gab, 
an denen die Arbeiten nicht auf Skelette, bzw. 
Skeletteile stießen. Wo immer der Spaten 
zwischen 0*50—1*40 m Tiefe einsetzte, ob im 
Material oberhalb der Mauern oder im Innern 
der verbauten Flächen, oder dort, wo keine 
Mauern aus dem Boden wuchsen: Leichen — 
mit Ausnahme der Gräber 1—4 ohne Särge 
bestattet — und scheinbar willkürlich in die 
Erde versenkte, unorganisch gelagerte Skelett¬ 
reste gaben dem Grabungsplatz seine beson¬ 
dere Note. Mitunter ist der noch vorhanden 
gewesene Rest des Aufgehenden nur aus 
dem Grunde entfernt worden, um einer Leiche 
Platz zu machen. Mit dieser durch Jahr¬ 
hunderte (s. u.) systematisch fortgesetzten 
Störung und Umschichtung des über den 
antiken Bauresten angehäuften Materials hängt 
es zusammen, daß auffallend wenig Ein¬ 
zelfunde verzeichnet werden können. Was 
dem Boden in den verschiedenen Schichten 
entnommen wurde, sind mehr oder weniger 
belanglose Scherben, Metallgegenstände, eben- 
;) Am Plan kennzeichnen die schraffierten Teile das aufgehende Mauerwerk.
	        
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