Volltext: Die Kulturlandschaft des Burzenlandes [2]

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maschiger und endet in 1100 bis 1200 m. Der erwähnten Mittleren Wohn- 
platzentfernung kommt jedoch in der tatsächlichen Siedlungsverteilung keine 
Gültigkeit zu, weil sich zwischen Gebiete, wo der Eehöstsabstand nur 
einige 100 m und weniger beträgt, große unbesiedelte Räume einschalten, 
wobei die wirtschaftliche Eignung des Geländes den Ausschlag gibt. Denn 
die Kaliba liegt in der Regel inmitten ihrer Flur, die unregelmäßig um 
rissen und meist von Naturzäunen aus Steinen und Hecken begrenzt ist. 
Die ganze Anlage ähnelt den von Eradmann (7) beschriebenen württem- 
bergischen Einöden mit Ausbau. Obwohl der Ausbau nicht selten von Wasser 
mangel an den oberen Teilen der Talflanken begleitet ist, ist er unvermeid 
bar. Die Höhenunterschiede des Geländes und die Wirtschaftsweise verhin 
dern eine Zusammenballung der Wirtschastsstandorte und Wohnplätze. 
Auch in der Formung der Kaliba sind Einflüsse der Landschaft 
unverkennbar. Denn der Blau st off ist nahezu ausschließlich Holz, das 
die nahen Wälder liefern. Bodenfremdes Material, wie Eisen, wird kaum 
verwendet. Dem Grundriß nach ist die im Blockbau ausgeführte Kalib a 
als ein Vierkanthof zu bezeichnen, dessen häufigste Raumordnung Abbil 
dung 22 zeigt. Die eine Seite des Gehöftes wird vom Wohnhaus ein 
genommen, das dem der Burzenländer Ebene gleicht. Gegenüber, in gleicher 
Firstrichtung, reihen sich die Ställe. Vorder- und Rückseite des Hofes find 
durch Blockwände abgeschlossen, so daß sich von einem Einheitshaus sprechen 
ließe, wenn ein gemeinsames Dach über Wohn-, Stall- und Hofraum sich 
erstreckte. Wie die Dachbedeckung jedoch in Wirklichkeit verläuft, zeigen die 
punktierten Linien der Abbildung: Darnach besitzen Stall und Wohnhaus 
eigene Walmdächer, die durch Querfirste über den Verbindungswänden zu 
sammenhängen. Das Dach besteht aus Schindeln, im Dachraum lagern be 
sonders Heuvorräte. Unter den schützenden Querdächern laufen erhöhte 
Bohlenwege zwischen Stall und Wohnhaus, dessen Dach an der Außenseite 
tief herabgezogen ist und einen Schafstall überdeckt. Hierin macht sich ein 
Schutzbedürfnis vor Kälte und Niederschlägen geltend. Nach häufiger Aus 
sage der Bewohner soll die Abgeschlossenheit der Kaliba dem Vieh Gebor 
genheit vor den Bären gewähren. Abgesehen von dieser Einzelheit darf man 
das Gehöft als Abwandlungsform des Ebenengehöftes mit der Tendenz 
zum Einheitshaus auffassen?) Diese Entwicklung ist augenscheinlich eine 
Folge landschaftlicher Einflüsse, welche beim Menschen mannigfache Schutz- 
bedürfnisse auslösen. Von der geschilderten Anlage weicht manche 
Kaliba in kleinen Einzelheiten ab. Im tief gelegenen Siedlungsraum, beson 
ders an der Törzburger Paßstraße finden sich noch Ebenengehöfte. 
*) Die enge Verwandschaft der Kaliba mit dem fränkischen Gehöft der Ebene er 
kannte Prof. H. Phleps auch aus Konstruktionseinzelheiten, die anzugeben über den 
Rahmen unserer Darstellung hinausginge. (Frdl. Mitteilung bei einer gemeinsamen 
Begehung.)
	        
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