Volltext: Die Kulturlandschaft des Burzenlandes [2]

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Bleibt noch zu schildern, wie sich die Unterlegenheit der Madjaren und 
Rumänen in der Kulturlandschaft ausprägte. Da war fürs erste wichtig, 
daß die na ti o na l e U e b erw a nd eru n g, besonders des Sachsenlandes, 
aber auch der madjarischen Siedlungen durch die Rumänen einer sozia 
len Unterwanderung gleichkam. Ueberall ließen sich die Rumänen 
als Hirten, Taglöhner und Kleinbauern nieder, die meisten in den Markt- 
orten und in der Stadt. Wo sie nicht eigene Siedlungen gründeten, stand 
ihnen fast nur der wohlfeile oder kostenlose Baugrund am Rande der Ort 
schaften zur Verfügung/) wie auch ihre Vorgänger im Mittelalter auf 
die Außenbezirke der Siedlungen beschränkt waren. Hier und überall, wo 
Rumänen und Madjaren wohnten, galt die deutsche Landwirtschaft als 
Vorbild. Ihre Nachahmung war der zweite Vorgang, der im Wirt 
schaftsbild der Landschaft in Erscheinung trat (Typ B2). In den Ebenen 
gemeinden des Törzburger Dominiums sorgte die Erundherrschaft, wie früher 
schon, daß die deutsche Wirtschaftsweise bei den Madjaren und Rumänen 
Eingang fand. Noch mehr spornte die unmittelbare Nachbarschaft des deut 
schen Vorbildes die Rumänen der deutschen Gemeinden zur Nachahmung 
an. Im Gebiet der Kalibaschensiedlung war diese aus geographischen 
Gründen nicht möglich. Man kann also die dortige Wirtschaftsform nicht 
zur Gruppe 8 2 nehmen. Ebensowenig allerdings zu A, wenn auch eine ähn 
liche, aber primitivere Graswirtschaft um diese Zeit schon in Altrumänien 
getrieben wurde. Wir möchten sie deshalb hauptsächlich als landschaftlich 
bedingte Sonderform aufgefaßt wissen, in der sowohl die spezifisch rumäni 
sche Vorliebe für die Viehzucht als auch deutsche Einflüsse zur Geltung 
kamen. 
Heftiger als in der Landwirtschaft entbrannte im Gewerbe und im 
Handel der Konkurrenzkampf zwischen deutschen und fremdvölkischen Un 
ternehmern. Durch die Türkenkriege und die Türkenherrschast in den Ländern 
südlich vom Burzenland hatte der deutsche Handel Kronstadts seinen frühe 
ren Umsatzbereich allmählich aufgeben müssen. Geblieben war ihm haupt 
sächlich der Detailverschleiß im Burzenland. Die Wirtschaftsbeziehungen zu 
den Ländern um die untere Donau und zum Balkan wurden die Domänen 
griechischer und rumänischer Kaufleute, die ob ihrer Volkszugehörigkeit 
und anderer Beziehungen im Hoheitsgebiet der Pforte ein leichteres Arbei 
ten hatten als die Deutschen. Aus diesem Grunde wurde auch ihre An 
siedlung in Kronstadt von staatswegen gefördert. Es überrascht auch nicht, 
wenn um die Mitte des 18. Jahrhunderts hier nur mehr 11 bürgerliche, 
das heißt deutsche Kaufherren wirkten, aber 80 rumänische und 31 soge 
nannte Kompagniegriechen (101 I 418 ff.). Leider wissen wir von Art 
und Menge des Umsatzes sehr wenig. Jedoch ist sicher, daß die genannten 
M Die Berghanglage vieler Rum anen viertel hat dieselbe Ursache.
	        
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