Volltext: Conrad von Hötzendorf

WIEDER „PRÜFER' 
sie aber durch seine kameradschaftliche Offenheit, die niemals 
in die Aufgaben und Fragen „Fallen“ legte. Conrad war viel 
zu sehr Pädagoge und bewußter Werter des praktischen Trup¬ 
pendienstes, um nicht zu wissen, daß ein Ungeschick auf dem 
Kriegsspielplan oder eine Unsicherheit im Gelände durchaus 
nicht militärische Unfähigkeit bedeutete. Er unterschied Un¬ 
wissen von Unvertrautheit mit der Technik oder Prüfungsscheu, 
ließ sich aber nicht durch Redegewandtheit blenden. 
Bald war Conrad als „Prüfer“ der Stabsoffiziersaspiranten 
ebenso beliebt wie als Lehrer an der Kriegsschule. Der Präses 
war befriedigt, einen solchen Fachmann zur Seite zu haben, die 
Mitglieder der Kommission dankten Conrad, daß er ihnen die 
Möglichkeit gab, sich zutreffende Urteile zu bilden, und die Aspi¬ 
ranten waren glücklich, ihr Schicksal in den Händen eines wohl¬ 
wollenden, gerechten, objektiven Mannes zu wissen. Alles war 
zufrieden — nur Conrad nicht. 
Er hat auch in dieser Verwendung Einfluß auf die Ausbildung 
der Wehrmacht genommen, indem er sein Wissen auf die aus 
der ganzen Armee vereinten Stabsoffiziersanwärter übertrug. 
Mancher höhere Kommandant im Kriege hat, aus Conrads Leh¬ 
ren schöpfend, zur Mehrung der Waffenehre unserer Armee bei¬ 
getragen. 
Das Reichskriegsministerium sprach mit Erlaß vom 19. August 
1895 Conrad für sein „mit Sachkenntnis und besonderem Eifer“ 
geführtes Wirken auf diesem Posten die Anerkennung aus. 
Regimentskommandant in Troppau 
Für Conrads Streben, seine taktischen Ideen auf die Truppe 
zu übertragen, gab es keine geeignetere Stellung als die eines 
Regimentskommandanten. Es lag in seiner Macht, seine Auffas¬ 
sung über den Krieg zum Gemeingut der ihm unterstehenden 
Offiziere und der Mannschaft zu machen. Das Ansehen, das Con¬ 
rad als Oberst bereits in der Armee genoß, bot die Gewähr, daß 
ihm niemand hemmend in den Weg treten würde, obwohl seine 
Ansichten über die Truppenausbildung vielfach als „revolutio¬ 
när“ galten. 
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