Volltext: Conrad von Hötzendorf

ENTHEBUNG VOM POSTEN DES CHEFS DES GENERAL¬ 
STABES 
Das Kriegs] ahr 1916 hatte mit dem Verzicht auf die Nieder- 
ringung Italiens, mit dem Rückschlag auf dem russischen Kriegs¬ 
schauplatz, dem Versagen der Falkenhaynsehen Berennung von 
Verdun und mit den großen Verlusten in der Sommeschlacht 
geendet. Der einzige Lichtblick war die rasche Niederwerfung 
des neuen Gegners Rumänien durch einen meisterhaft geführten 
Feldzug österreichisch-ungarischer, deutscher und bulgarischer 
Truppen. Dieser Erfolg sollte das letzte bündnistreue Zusammen¬ 
wirken Conrads mit Hindenburg-Ludendorff sein, das, früher 
begonnen, dem Krieg eine andere Wendung gegeben hätte. Wäh¬ 
rend die österreichisch-ungarischen Soldaten ihre siegreichen 
Fahnen immer tiefer nach Rumänien trugen, schloß in Schön¬ 
brunn am 21. November 1916 Kaiser und König Franz Joseph 
für ewig seine müden Augen. 
Der Tod des greisen Monarchen, der 68 Jahre zum Segen sei¬ 
ner Völker die Krone getragen hatte, führte zu vielfachen Ver¬ 
änderungen. Der junge Kaiser fühlte sich verpflichtet, das Ober¬ 
kommando über alle im Felde stehenden Truppen der Monarchie 
zu übernehmen. Schon am 3. Dezember erschien er im Haupt¬ 
quartier, um an die Spitze seines Heeres zu treten. Erzherzog 
Friedrich wurde mit dem Großkreuz des Maria-Theresien-Ordens 
ausgezeichnet, blieb noch einige Wochen Stellvertreter des Mon¬ 
archen bei der Feldarmee und wurde dann zur Disposition ge¬ 
stellt. 
Bald sollte ihm auch sein bewährter Berater folgen. Am 
27. Februar 1917 kam Erzherzog Friedrich nach Baden, wohin 
das Armeeoberkommando bald nach der Thronbesteigung Kaiser 
Karls übersiedelt war, um Conrad die Enthebung vom Posten 
des Chefs des Generalstabes anzukündigen. Der Kaiser wünschte, 
daß er das Kommando der Truppen in Tirol übernehme. Con¬ 
rad meldete dem Kaiser gelegentlich des letzten Abendrapportes, 
daß er dies nicht tun könnte. Der Kaiser drang in ihn, verwies 
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