Volltext: Conrad von Hötzendorf

ELTERNHAUS 
Wanderleben des österreichischen Offiziers mit. Als Husar kam 
er auch nach Galizien, wo er — ein passionierter Reiter und 
Jäger — ein reges gesellschaftliches Leben geführt haben muß; 
eine ältere in Lemberg lebende Dame hat dem jungen Conrad 
dort noch vieles von seinem Vater, dem stets Lebenslustigen, 
erzählt. 
Während des Aufstandes der galizischen Bauern im Jahre 1846 
lernte Conrads Vater Benedek kennen, von dessen militä¬ 
rischen Fähigkeiten er voll Bewunderung sprach. Im Revolutions¬ 
jahr 1848 wurde das Husarenregiment, in dem Conrads Vater 
diente, nach Wien verlegt. — Dort begegnete er einem jungen 
Mädchen wieder, das er vor einigen Jahren im Hause seines 
Onkels kennengelernt und das schon damals einen tiefen Ein¬ 
druck auf ihn gemacht hatte. Er bewarb sich um sie und hatte 
trotz des Altersunterschiedes von 32 Jahren Erfolg. Während der 
Brautzeit erlitt Oberstleutnant Conrad einen schweren Unfall, bei 
dem er fast das Leben eingebüßt hätte. Sein Pferd scheute bei 
einer Ausrückung gegen die Revolutionäre, es überschlug sich und 
Conrad erlitt bei dem Sturz einen mehrfachen Beckenbruch, der 
eine völlige Invalidität befürchten ließ. Er glaubte, seiner Braut 
das Wort zurückgeben zu müssen, doch sie hielt unbeirrt zu ihm, 
und so schloß das an Jahren, aber auch an Temperament sehr 
ungleiche Paar am 10. November 1851 den Bund der Ehe, die 
sich sehr glücklich gestaltete. 
Conrads Vater wurde kurz vor der Hochzeit unter Beförderung 
zum Oberst in den Ruhestand versetzt; er blieb auch als „Pen¬ 
sionist“ wohlgelaunt und lebenslustig. Seine Vergnügungen wenig 
zuneigende Gattin suchte ihren vornehmsten Wirkungskreis in 
der Familie. 
Der ständige Familienwohnsitz war Penzing bei Wien. Dort 
kam am 11. November 1852 der Sohn „Franz“, der spätere Feld¬ 
marschall, zur Welt; zwei Jahre später folgte eine Tochter — 
Betty —, an der ihr Bruder Zeit seines Lebens mit großer 
Liebe hing. 
Franz absolvierte die ersten drei Volksschulklassen zu Hause. 
Er lernte nebenbei Französisch bei seiner Mutter; im Zeichnen, 
in den bildenden Künsten und in der Architektur unterrichtete 
ihn sein Großvater, der Maler Kügler. Eine Reihe von Zeich- 
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