Volltext: Conrad von Hötzendorf

MAHNUNG FÜR DIE ZUKUNFT 
und Leben mit ihm gehen wollten... In den Kriegsvorbereitun¬ 
gen war es ein Fehler, daß ein gemeinsamer Operationsplan 
nicht bestand.“ 
Mit diesem Bekenntnis des berufensten Zeugen schließe ich 
die Kritik an der militärpolitischen Vorbereitung des Krieges ab. 
Die schweren Folgen der Versäumnisse auf diesem Gebiete 
schwebten mir als ernste Mahnung vor, in der Zukunft nicht in 
den gleichen Fehler zu verfallen. Heute ist die Zukunft der 
bisher getrennt gewesenen deutschen Staaten durch eine un¬ 
trennbare Sehicksalsgemeinschaft verbunden. Nichts ist für die 
gemeinsame Krafleistung wichtiger als die gegenseitige Kennt¬ 
nis der Stärken, aber auch der Schwächen. In der Vereinigung 
der Kräfte wie im wohlwollenden Ausgleich der Mängel liegt 
die höchste Auswertung der gegebenen Kraftquellen. 
Ein abschließender Rückblick auf die Vergangenheit aber führt 
vom militärpolitischen Standpunkt zu der Erkenntnis: Der Drei¬ 
bund war ein Gebilde der Diplomaten, das in der Geschichte der 
verbündeten Staaten nicht verwurzelt war und dessen gepriesener 
Wert weder bei den Völkern noch in deren Heeren Widerhall 
fand. Die militärischen Vorbereitungen standen nicht im Dienste 
einer gemeinsamen politischen Idee, jeder Vertragspartner folgte 
in erster Linie den eigenen Interessen. Diese Zersplitterung der 
Kräfte hat die Niederlage der Mittelmächte besiegelt. 
Die Frage des einheitlichen Oberbefehls 
Eine grundsätzliche Vorbedingung für den Erfolg jeder militä¬ 
rischen Handlung ist die Einheitlichkeit in der Be¬ 
fehlsgebung. Diese jedem Soldaten geläufige Forderung 
bedürfte keiner weiteren Begründung. Dennoch wurde im Welt¬ 
kriege vielfach auf beiden Seiten dagegen gesündigt, obzwar die 
Verantwortung für Sieg oder Niederlage auf erfahrenen Führern 
lastete. Schon in den militärischen Elementarschulen wurde die 
Einheitlichkeit in der Befehlsgebung als Axiom gelehrt, und in 
den Hochschulen des Generalstabes wurden an Hand der Kriegs¬ 
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