Volltext: Conrad von Hötzendorf

DIE MILITÄRPOLITISCHE VORBEREITUNG DES KRIEGES 
Der Krieg mit seinen folgenschweren Auswirkungen auf die 
Völker hat nur als letzter Ausweg einer Staatsnotwendigkeit 
Berechtigung. Politik und Kriegführung stehen in so untrenn¬ 
barem Zusammenhang, daß es folgerichtig ist, dem voraussicht¬ 
lichen Feldherrn einen entscheidenden Einfluß auf die Außen¬ 
politik zu wahren. Er kennt am besten das Instrument, das den 
politischen Forderungen Nachdruck verleiht, und ist daher in 
erster Linie berufen, über Krieg und Frieden zu entscheiden. 
Von Feldmarschall Graf Moltke, dem großen Meister des 
Krieges, stammt der Ausspruch: „Fehler und Unterlassungen, 
die bei Beginn des Krieges gemacht werden, lassen sich im 
ganzen Verlaufe des Krieges nicht mehr gutmachen.“ Dies gilt bei 
den engen Wechselbeziehungen zwischen Politik und bewaffneter 
Macht nicht allein für rein militärische Fehler und Unterlas¬ 
sungen, sondern ebenso für Versäumnisse der äußeren Politik; 
der Einfluß des Feldherrn auf die äußere Politik dürfte daher 
niemals ausgeschaltet werden. 
In der Verkennung dieses elementaren Grundsatzes der Staats¬ 
führung ist der Urgrund des verlorenen Krieges zu suchen, der 
mit dem Zerfall des Reiches enden mußte: Die Außenpolitik 
ging Wege, die der Feldherr nicht verantworten konnte. Der 
Außenminister kannte nicht die militärische Tragfähigkeit des 
Reiches und verschloß sich der Notwendigkeit, vor der Fest¬ 
legung seiner politischen Ziele die Meinung des Feldherrn ein¬ 
zuholen, der beim Versagen dieser Politik die Folgen zu tragen 
hatte. 
In dem Abschnitt „Conrad und die Außenpolitik“ wurden die 
beharrlichen Bemühungen des Chefs des Generalstabes beleuch¬ 
tet, sich den ihm zustehenden Einfluß auf die Außenpolitik zu 
wahren. Das Ministerium des Äußeren hielt an der Überlie¬ 
ferung der strengen Scheidung der Ressorts fest, ohne sich 
Rechenschaft zu geben, daß dies ein längst überholter Stand¬ 
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