Volltext: Conrad von Hötzendorf

SIEG DER JUNGTÜRKISCHEN REVOLUTION 
hielt“. Am folgenden Morgen wurde der General mit abgeris¬ 
senen Tressen von einor tobenden Menge verhöhnt, beschimpft 
und aus der Stadt gejagt. 
Angesichts dieser Meutereien und zunehmenden Desertionen 
ganzer Abteilungen zog die Regierung ergebene Truppen aus 
Kleinasien heran; aber schon die ersten in Saloniki gelandeten 
anatolischen Bataillone verweigerten den Gehorsam. Am 23. Juli 
1908 wurde in vielen Orten gegen den Willen der Regierung die 
Freiheit und Konstitution ausgerufen. Unter dem Drucke dieser 
Ereignisse Unterzeichnete Sultan Abdul Hamid in der Nacht auf 
den 24. Juli das Irade, das die Verfassung des Jahres 1876 wie¬ 
der in Kraft setzte. 
Dieses verbürgte die Gleichberechtigung aller Nationen und 
Religionen des Osmanischen Reiches. Traf dies zu, dann mußte 
das Interesse der serbischen Bevölkerung Mazedoniens an einer 
Vereinigung mit dem Königreich Serbien aufhören. Der Traum 
des großserbischen Staates war demnach durch die Erfolge der 
Jungtürken bedroht und alle Opfer der Serben an Geld und 
Menschenleben schienen umsonst gebracht. Es mußte daher rasch 
gehandelt werden, um den alten Zustand wiederherzustellen, 
der die Hoffnung auf baldige Aufteilung der Türkei und die 
Einverleibung eines möglichst großen Teiles von Mazedonien in 
das serbische Reich versprach. Dies konnte nur durch die Inter¬ 
vention einer auswärtigen Macht geschehen — es handelte sich 
nur darum, dafür einen Grund zu schaffen. 
Durch geschickte Propaganda war es den Serben gelungen, ein 
gefügiges Werkzeug für ihre Pläne in dem Oberhaupt des mäch¬ 
tigsten und unbotmäßigsten Arnautenstammes, Issa Boletinac, 
zu finden. Dieser war von der Pforte stets mit namhaften Be¬ 
trägen gekauft worden und befürchtete nun mit Recht, daß seine 
Einnahmsquelle unter einer verfassungsmäßigen Regierung ver¬ 
siegen würde. In den Tagen der Revolution stand er mit etwa 
2000 Anhängern in der Nähe von Üsküb bereit, um in die Er¬ 
eignisse einzugreifen. 
Am Nachmittag des 25. Juli 1908 waren serbische Agitatoren 
in seinem Lager bei Osman erschienen, wo auch der durch eine 
List dahingelockte Kommandant des Üsküber Gendarmerieregi¬ 
ments als Geisel festgehalten wurde, und erklärten den Arnauten: 
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