Volltext: Conrad von Hötzendorf

WEISUNGEN AN DEN KRIEGSSCHULKOMMANDANTEN 
Die organischen Bestimmungen vom Jahre 1900 setzten den 
Zweck der Kriegsschule wie folgt fest: „Sie habe besonders be¬ 
fähigten und vorgebildeten, mit dem Truppendienst vertrauten, 
charakterfesten Berufsoffizieren die für die höhere Truppen¬ 
führung erforderliche wissenschaftliche Grundlage zu geben.“ 
Der Lehrplan war derart festgelegt, daß die Schule „in erster 
Linie eine Fachschule für den Generalstab“ sein 
sollte. Später folgte eine teilweise Angliederung des höheren 
Artillerie- und des höheren Geniekurses. Diese Organisation 
sollte der gewünschten gleichmäßigen Vorbildung der Organe 
der höheren Stäbe Rechnung tragen. 
Die dem System der starken Jahrgänge und Vereinigung aller 
Stäbe anhaftenden Mängel veranlaßten Conrad im Jahre 1907 
zu einer Reform der Kriegsschule. Sie sollte wieder ausschlie߬ 
lich eine Fachschule für den Generalstab werden. Gleichzeitig 
wurde die Ausbildungszeit von zwei auf drei Jahre verlängert. 
Die neuen organischen Bestimmungen setzten keine bestimmte 
Schülerzahl fest. Sie sollte sich nach dem jeweiligen Bedarf 
richten und dem Fortgang im Vorjahr Rechnung tragen. Außer¬ 
dem wurde wieder das 28. Lebensjahr als Höchstalter für den 
Eintritt festgesetzt, die Übungsmappierung gestrichen und durch 
eine Kroquisreise ersetzt. Erhöhter Wert wurde darauf gelegt, 
daß die Kriegsschüler in möglichst enge Fühlung mit allen 
Waffengattungen traten. Sie hatten nach dem ersten und zweiten 
Jahrgang für mehrere Wochen zu jenen Waffengattungen ein¬ 
zurücken, denen sie nicht entstammten. Nach Schluß des dritten 
Jahrganges erfolgte die Einteilung zu höheren Kommanden, die 
an den großen Manövern teilnahmen. 
Conrad erließ im Jahre 1909 an den Kommandanten der 
Kriegsschule, Generalmajor Alfred Krauß, „Direktiven für die 
Leitung der Kriegsschule“. Als Grundsatz für die Auswahl galt: 
„Die Generalstabsanwärter sollen das Herz am rechten Fleck 
haben, sie müssen offene, gerade, biedere, männliche Charak¬ 
tere, keine Augendiener, keine berechnenden Opportunitätsmen¬ 
schen, keine Kriecher und Speichellecker nach oben sein. Sie 
müssen den Mut der eigenen Überzeugung haben, aber auch das 
soldatische Gefühl, sich dort, wo der Dienst es gebietet, der be¬ 
rufenen höheren Meinung zu unterwerfen und dieser nach besten 
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