Volltext: Conrad von Hötzendorf

ERFOLG IN BUKAREST 
die Verwendung der rumänischen Streitkräfte sich in die opera¬ 
tiven Absichten des österreichisch-ungarischen und deutschen Ge¬ 
neralstabes im Kriege gegen Rußland einfügten. Die rumänische 
Presse widmete Conrad warme Begrüßungsworte und unterstrich 
die gegenseitigen Sympathien der beiden Reiche. Conrad konnte 
mit Genugtuung auf seine Mission zurückblicken. 
Wieder Chef des Generalstabes 
Am 7. Dezember 1912 berief der Thronfolger Conrad zu einer 
Besprechung. Die Unterredung galt militärpolitischen Fragen. 
Plötzlich erklärte der Erzherzog: „So, jetzt muß ich Ihnen aber 
doch noch etwas sagen: Sie müssen wieder Chef des General¬ 
stabes werden!“ In der Müitärkanzlei des Erzherzogs war unter¬ 
dessen schon der Befehl eingetroffen, daß sich Conrad noch am 
selben Tage um 3 Uhr nachmittags bei Sr. Majestät einzufinden 
habe. Mit einigen gnädigen Worten eröffnete ihm der Monarch, 
der Thronfolger lege Wert darauf, Conrad wieder an der Spitze 
des Generalstabes zu sehen. Er selbst habe nichts dagegen, die 
Ernennung werde demnächst erfolgen. Gleichzeitig erklärte der 
Kaiser, er beabsichtige die Enthebung Auffenbergs vom Posten 
des Kriegsministers. Conrad erhob Einwände, er mußte sich 
aber, angesichts des unabänderlichen Willens des Monarchen, 
mit der Ernennung Auffenbergs zum Armeeinspektor begnügen. 
Conrad war mit seiner neuerlichen Berufung nicht einverstan¬ 
den. Er hatte das dunkle Empfinden, daß die für ein initiatives 
Handeln geeigneten Augenblicke ungenützt geblieben waren und 
die Monarchie nunmehr einer Lage entgegentreibe, „in der ihr 
Schicksal von dem Willen ihrer Feinde entschieden werde“. 
In der von ihm so eifrig betriebenen Wehrgesetzfrage fand 
Conrad allerdings eine gebesserte Lage vor. Dem willensstarken 
Präsidenten des ungarischen Abgeordnetenhauses, Grafen Stephan 
Tisza, war es gelungen, das am 4. Juni 1912 eingebrachte Wehr¬ 
gesetz zur Abstimmung zu bringen, indem er die dagegen tobende 
Opposition mit Polizeigewalt aus dem Hause entfernen ließ. 
Auch in Österreich war die Wehrvorlage durchgegangen. Mit 
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