Volltext: Die Slovenen [Band 10.1]

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Die Christianisierung der Slovenen. 
serbischen, kroatischen und russischen Handschriften gibt es aber 
noch eine Gattung von Handschriften, die einen hervorragend 
alterthümlichen Charakter zeigen und kein Merkmal jener genannten 
Mundarten an sich tragen. Diese letzteren Handschriften nennt 
Miklosich die pannonischen und ihre Sprache die pannonischc, 
hinweisend auf die Thatsache, daß um die Mitte des IX. Jahr 
hunderts in Pannonien und nur in Pannonien eine kirchliche 
Literatur in slovenischer Sprache begründet wurde. 
Das Hauptmerkmal der pannonischen Denkmäler besteht 
im Gebrauche und zwar dem richtigen Gebrauche der Nasalvocale 
a und e. Es ist dies nur ein einzelnes Merkmal der Sprache, 
wodurch man gleichwohl in den Stand gesetzt wird, die panno 
nischen Denkmäler von den nichtpannonischen zu unterscheiden; 
denn die Sprache der bulgarischen Denkmäler ersetzt ja durch je; 
die Sprache der serbischen und kroatischen Denkmäler ersetzt das 
pannonisch-slovenische a durch u, § durch e; die Sprache der 
russischen Denkmäler ersetzt die pannonischen Nasale a. e durch u 
ja. Außerdem ist der Ursprung der lateinischen und althochdeutschen 
Lehnwörter, die der vorcyrillischen christlichen Terminologie entstammt 
in die slavische liturgische Sprache eingedrungen sind, nur dem 
begreiflich, der Pannonien zum Ausgangspunkte der liturgischen 
Sprache nimmt, wo vor Cyrill und Method deutsche Priester und 
die lateinische Liturgie herrschte. Was ferner die Lautgruppe st 
und zd anlangt, die für die altbnlgarische Hypothese angeführt 
wird, so ist zu bemerken, daß die Lautgruppe st und zd auch der 
damaligen Sprache der pannonischen Slovenen zuzusprechen ist, 
wie sich dieses aus den magyarischen Lehnwörtern nachweisen läßt. 
Alle diese Umstände nun, ferner der Umstand, daß sich die 
gegenwärtige bulgarische Sprache von der alten liturgischen Sprache 
mehr entfernt, als irgend eine andere slavische Sprache derselben
	        
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