Volltext: Die Urbare des Hochstifts im 13. und 14. Jahrhundert [1 bzw. 12] (I. Band / 1933)

Einleitung 
LXXXI 
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Pilgrim ist bekannt als der Mann, welcher die Gunst der Zeit 
zu nütjen verstand und durch eine großzügige, weitausschauende, 
allerdings auch skrupellos zugreifende Politik auf Erweiterung 
der bischöflichen Machtstellung hinarbeitete. Seine Ziele erreichte 
er zum Teil dadurch, daß er sich alten oder erstrebten Besitz 
des Hochstifts daselbst von den Königen bestätigen ließ, so die 
Schenkung Ludwigs des Frommen oder des Deutschen in der 
Wachau 191 ), den Besitz der Eigenklöster Kremsmünster, 
St. Pölten, die er möglicherweise beide unter Vorlage von 
Fälschungen zu Eigentum erwarb, und St. Florian 192 ). Nach 
den damaligen eigenkirchenrechtlichen Anschauungen konnten die 
Bischöfe frei über diese Klöster und ihren großen Besitz verfügen 
und sie taten es auch, wie uns häufige Klagen der Mönche be 
weisen. Andererseits wurden offenbar auf seine Anregung hin 
auf dem Wege des Weistums Besitzungen, Rechte und Freiheiten 
des Fürstbistums festgestellt, wie in der durch Herzog Heinrich II. 
von Baiern ca. 985—991 veranstalteten Umfrage betreffs der 
Ostmark, durch welche Mautern mit Umgebung, St. Pölten, 
Perschling, besonders aber das weite Gebiet um Tulln 
(n. über Trübensee bis Mallebern, s. bis Abstetten, ö. über König 
stetten, Zeiselmauer bis um Greifenstein am Rande des Wiener 
Waldes und der Westgrenze der Mähren um Stockerau) als der 
Passauer Kirche zugehörig erklärt wurden, eine Feststellung, die 
dann durch die etwa gleichzeitigen Synoden zu Lorch und Mautern 
entsprechende Bestätigung erhielt, indem diese der gleichen Kirche 
die vollen Zehnten zwischen Enns und Wiener Wald 
zuerkannten 193 ). Auch durch Neuerwerbungen wußte Pilgrim die 
materielle Macht seines Hochstifts zu stärken, indem er z. B. 
außer 10 Königshufen westlich der Enns bei Lorch Grund und 
Boden um die Ennsburg herum gewann, so daß in der Folge 
ein großer Teil der Stadt Enns auf passauischem Boden erstand 194 195 ), 
und überdies die Immunität des Bistums neuerdings erwirkte 19B )- 
191. MGDD. Otto L, nr. 423 = ebenda Otto II., nr. 27 (18. 10. 972). 
192. MGDD. Otto II., nr. 111 und 135; so auch Tellenbach, Die bischöflich 
passauischen Eigenklöster S. 10 und 14 f. 
193. Heuwieser, a. a. O. nr. 92 und 93, wo auch die Lit. zur Frage der Echt 
heit beider Denkmäler verzeichnet ist, die ich wenigstens hinsichtlich 
des Inhaltes für gegeben erachte. 
194. MGDD. Otto II., nr. 167 (5. 10. 977) und hiezu Lahusen 28 ff. 
195. MGDD. Otto II., nr. 135 (22. 7. 976) am gleichen Tage, wo er auch die 
Umwandlung der Reichsabtei Niedernburg-Passau in ein bischöfliches 
Eigenkloster und die Zuweisung von Wallersdorf und eines Teiles
	        
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