Volltext: Das Land ob der Enns

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III. Die Slawen. 
Siedlungsnamen. 
Innviertel. 
Das obere Innviertel, der polit. Bez. Braunau, weist zwei große 
Forstgebiete auf, den Weilhart und den Kobernauser Wald, der sich 
weit nach Osten in die polit. Bezirke Ried und Vöcklabruck erstreckt. 
Der Weilhart gehörte zur Zeit der ersten Kolonisation dieser Gegend 
den fränkischen Königen, die ihn als Jagdgebiet schätzten. Die meisten 
windischen Namen, die an seinen Rändern auftauchen, gehen aber 
jedenfalls erst auf Forstarbeiter der zweiten Rodungsperiode zurück. 
Ein Mittelpunkt dieser fremden Elemente war der urk. seit dem 12. Jahrh. 
bezeugte Pfarrort Gilgenberg, mons s. Egidii 1 ). Das Patrozinium 
hat ausgesprochen slawischen Charakter und begegnet auch in anderen 
Rodungsgebieten des Landes. Gilgenberg ist der Berg des hl. Gilg. 
Gilg geht über Gili auf eine Grundform *Egili-us für Egidius zurück. 
Wo j nach Konsonant und kurzer Stammsilbe bewahrt blieb, hat es 
sich zum Verschlußlaut g entwickelt (z. B. in Ferge, Scherge), daher 
Gilg, dekliniert Gilgen 2 ). 
Die Pfarre war dem Stifte Ranshofen inkorporiert. 
In dieser Gemeinde findet sich eine ganze Anzahl fremdartiger 
Namen: 
Hinter-Kian, 0., 13. Jahrh. Chalaun, wabrsch. von glina ,Lehm‘. 
Vgl. steierm. Klein, urk. Chlun, Chleun, Chläun, Zahn 101. Die Form 
gluna liegt auch dem ON. Gleink, urk. Glunich, zugrunde. Das erste a 
in Chalaun ist Sekundärvokal. 
Laminghof, Bhs., 0. Hinter-Klan. Hier verbirgt sich wohl ein 
slawisches *Lomnich, von lom mit nicht ganz sicherer Bedeutung (vgl. 
Mäklos. n. 314). 
Lobenser, Bhs., 0. Hoisgassen, wahrscheinlich nach einem Bach, 
einer vermutlichen *Lovnica, später Lovenz, Lobenz, von lov ,Jagd, 
Fischerei 1 . Vgl. steierm. Lobnitz, Zahn 315. 
Lohnsberg, 0., 13. Jahrh. Los-, Losenperg, von losen zu la? 
.Rodung, Wald*. Vgl. Losenstein. 
Schieder, Bhs., ein auch in Steierm. bekannter Name. Vgl. 
Zahn 422. 
Zeisberg, 0. Vgl. steierm. Zaißenberg, Zaißer, 1381 Zaisperg, 
Zahn 514. 
Am Ostrande des Forstes, wo der urk. Name Fiwersengen (heute 
Bhs. Senger) beredter Zeuge für das Rodungswerk ist, finden sich wieder 
in der Gern. Handenberg einige windische Bezeichnungen: 
Graz, Bhs., 0. Pöllersberg, aus *Gradec, von gradu .umfriedeter, 
bewehrter Platz, Garten, Burg*. — Pöllersberg, 0., von Pöller, bzw. 
polja .Ebene. — Polzwies, 0. Die Namen Pols, Polz, umgelautet Pöls, 
Pölz, sind in Steiermark häufig. — Rasper, Bhs., 0. Adenberg. Vgl. 
steierm. Rasber, urk. Rasbor, Raswor, Zahn 381. Von razvor .Kreis, 
*) Oö. UB. II, n. 306. Mundartl. auch Dilliberg. 
2 ) Schatz, Altbair. Gramm. § 93, S. 101.
	        
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