Volltext: Das Land ob der Enns

Seenamen. 
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Möglicherweise steckte ursprünglich darin noch appellativische Bedeutung 
(welscher Herr) und damit der Hinweis auf einen romanischen Groß 
grundbesitzer als Eigentümer des Fischwassers oder des umliegenden 
Geländes. 
Zum Ausfall der Genitivendung -es vgl. das über den Namen Abfersee 
Gesagte. 
An einen Fischnamen Waller 1 ), wie Förstemann, im Anschluß an 
Grienberger (Mitt. d. Gesellsch. f. Salzb. Landeskunde 1886, S. 68 f.), 
und Schmeller wollten, ist keinesfalls zu denken. Man könnte allerdings 
auf Namen wie Ferchen-, Pfrillen-, Kröten- und Egelsee verweisen, aber 
das sind kleine Seen, während keiner von der Größe des Wallersees nach 
einem Fisch benannt ist. 
Die bereits in den ältesten Urkunden auftretenden gewaltsamen 
und unrichtigen Latinisierungen Lacus abria, abrianus (Abersee), Lunäe- 
lacus (Mondsee), Lacus walarius (Wallersee) zeigen, daß damals die diesen 
Seenamen zugrunde liegenden Personennamen hier nicht mehr üblich 
waren, jedenfalls nicht mehr verstanden wurden * 2 ), was auf deutsche 
Besiedlung der Gegend in weit zurückreichender Zeit schließen läßt, 
in der Zeit der ersten Landnahme auf dem durch den Abzug der Romanen 
dem Herzog zugefallenen Boden, als stundenlanges Areal und ganze 
Forste und Gewässer durch Schenkung an adelige und freie Familien 
übergingen, nach deren Oberhäuptern sie benannt wurden. Daß nach 
200 Jahren das Gedächtnis daran erloschen war, ist leicht verständlich. 
Der Hallstättersee ist heute nach dem durch sein Salzbergwerk 
bekannten Orte Hallstatt benannt, im Mittelalter hieß er Geusor-, Geuser- 
see < *Geusarer See, vom nächsten größeren Orte Goisern. Möglicher 
weise erstreckte sich der See einst weiter nach Norden. Wie die Gegend 
bei St. Lorenz am Mondsee, der Name von Seekirchen, sowie der von 
Schwanenstadt (Suaninseo) und die ,Moose 4 im oberen Innviertel zeigen, 
hatten ja die Seebecken noch in historischer Zeit eine größere Ausdehnung 
als heute. 
Mit einem kleinen Teil noch auf oberösterreichischem Boden liegt 
der Trumersee, so genannt von den Orten Ober- und Nieder-Trum. 
Trum bedeutet hier Ende und die beiden Ortschaften liegen auch tat 
sächlich an je einem See-Ende. Der See heißt wie das an ihm liegende, 
seit dem 8. Jahrh. bestehende Stift auch Matsee, urk. Matugseo, Ma 
tahse 3 ), weil aus ihrn die' Mattig kommt. 
*) Ahd. nicht belegt, wälira ist vielmehr $er Walfisch. 
2 ) Beispiele für frühe Mißverständnisse begegnen auch anderwärts: Seligen 
stadt am Main, seit 802 genannt, liegt nach einer römischen Inschrift (3. Jahrh.) 
an der Stelle eines Castrum Selgum, wurde aber nach Förstemann, Ortsnamen, 
S.174, sicher auch als locus beatorum verstanden. Vgl. auch das ebd., S.143, 
zum Namen Würzburg Gesagte, -r— Förstemann, Personennamen, S.907, er 
innert an die Tatsache, daß schon zu Anfang des 9. Jahrh. der Abt Smaragdus 
von St. Michael an der Maas das -mir in Namen wie Giltimir, Richimir, das 
zu ahd. märi gehören wird, nicht verstand und durch mihi übersetzte. 
3 ) Salzb. UB. I, 1080; Oö. UB. II, 68, 87, 100.
	        
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