Volltext: Das Land ob der Enns

Namen auf haft und stat. 
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Nachdem die erste Besiedlung der neuen Heimat, die sich auf die 
bereits Vorgefundenen Orte an den Römerstraßen beschränkte, voll 
zogen und gefestigt war, breitete sich die Bevölkerung nach und nach 
immer weiter aus, es entstanden neue ing- und heim-Orte, besonders als 
die von den Agilolfingern und Karolingern geförderte Kolonisation vom 
Inn weiter nach Osten drang. In diese Zeit sind auch die Namen auf 
haft und stat, Dat. steti, zu setzen, die sich bezeichnenderweise ebenfalls 
wieder in Gebieten finden, die schon von römischer Zeit her besiedelt 
waren. 
Im oberen Innviertel begegnen: Siegertshaft, Df., G. Kirchberg, 
Ober- und Unter-Haft, Df., G. Lochen, letzteres mit einer Kirche 
zum hl. Valentin, daher auch Valentinshaft genannt; Haften, Wir., 
G. St. Lorenz, B. Mondsee; Höft, Df., G. Gaspoltshofen, und Höft, 
Bhs., G. Geinberg. Die Bezeichnung Haft, umgelautet Heft (Höft) 
muß eine Stelle, an der man haftet, also Halteplatz, Niederlassung be 
deutet haben. 
Höft bei Braunau gehört nicht hierher, weil es ursprünglich Höf, urk. 
auch Curiae, hieß. 
Die stat-Orte liegen mit Ausnahme des bekannten Hallstatt alle im 
Bez. Mattighofen, einem Gebiete, in dem fränkische Kolonisation sehr 
wahrscheinlich ist: Astätt, Df., 8. Jahrh. Ouui-, Auui-, Euuistejti, von 
ahd. au Lamm 1 ; Teichstätt, Df., 8. Jahrh. Tih-, Tisteti, von ahd. 
tih ,Teich 41 ); Hofstätt, 0.; Pfaffstätt, Df., 8. Jahrh. Papsteti; 
Mahlstätt, Bhs., ahd. *mahalsteti ,Gerichtsstätte 4 ; Heiligenstatt 
bei Friedburg. 
Schon einzelne Bestimmungswörter, wie Hof-, Heiligen-, Mahal-, 
Pfaff-, zeigen, daß wir es bei dieser Gruppe mit Namen zu tun haben, 
die nicht der ältesten Zeit, sondern dem 8. u. 9. Jahrh. angehören, wenn 
auch die Siedlungen älter sein können und werden. 
Am Beginne des 10. Jahrh. begegnet zwischen Linz und Enns an der 
Donau das Dorf Raffoltesstetun, heute Raffelstetten, wie der Plural* 
zeigt, schon damals eine größere Ortschaft. 
Die vielen übrigen Namen auf -statt und -stetten gehören alle einer 
späteren Zeit an, wenigstens findet sich in den ältesten Urkunden kein 
weiterer derartiger Name. 
In größerer Anzahl treffen wir sie im Bez. Braunau und im Mondsee 
land, wo nach dem Urbar von Mondsee aus dem Jahre 1416 viele Häuser 
einen mit stat verbundenen Personennamen tragen, der allerdings mit 
unter verdunkelt ist, wie z. B. in Falkenstatt, G. Handenberg, das im 
13. Jahrh. Wälchunstat heißt. In anderen ist wieder stat entstellt, 
wie in dem Hausnamen Häusel st all er, G. Neukirchen a. d. Enknach, 
das im 13. Jahrh. als Häuselstat begegnet, oder durch steten ersetzt, wie 
in Buchstetten, G. Handenberg, das im 13. Jahrh. noch Buhurtstat 
lautet, von mhd. buhurt, einem Ritterspiel, und Kirnstetter, G. Ge- 
retsberg, das zur gleichen Zeit als Chürnstat bezeugt ist, von quirn, kurn 
*) Apian setzt zum Namen: templum ad lacunam.
	        
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