Volltext: Anleitung zur Erforschung und Beschreibung der kirchlichen Kunstdenkmäler

Die Einrichtung des Gotteshauses. Rubrik XIV. 78 
thore wurde schon früher angeführt. Jeder Altar hat seine Wid¬ 
mung, d. h. derselbe ist entweder einem göttlichen Geheimnisse 
oder einem Heiligen zu Ehren geweiht. Sind in einem Gottes¬ 
hause mehrere Altäre vorhanden, so ist einer derselben gewiß 
der seligsten Jungfrau Maria zu Ehren geweiht. Die Widmung 
hat der Forscher bei jedem Altare wohl zu beachten, sowie auch, 
ob der Altar nicht vielleicht ein Bruderschasts- oder Innungs- 
Altar war, oder noch ist. Bruderschaften und Innungen ließen 
sehr oft Altäre errichten und dem Patron ihrer Bruderschaft oder 
Innung zu Ehren einweihen. — Am Mare ist zunächst die 
Mensa, der Altartisch, zu beachten. Derselbe ist den kirchlichen 
Vorschriften gemäß gewöhnlich aus Stein errichtet. Der Altar¬ 
tisch besteht aus dem Unterbau und aus der Tisch- oder 
Altarplatte. In den ältesten Zeiten war der Unterbau hohl 
und enthielt dann den Leichnam eines heiligen Märtyrers. Manch¬ 
mal ruhte die Platte auf 4 oder 8 Säulen. In späteren Zei¬ 
ten, besonders in den Zeiten der Gothik, wurde der Unterbau 
des Altares voll, mit einem kleinen Lspulebrum für die Reli¬ 
quien eines heiligen Märtyrers an der Vorderseite errichtet. 
Zum Bau desselben wurden im Mittelalter gewöhnlich schön 
behauene Quadersteine verwendet. Die Altarplatte wurde in 
jener Zeit stets aus Stein, und zwar aus einem einzigen Stücke 
hergestellt. Der Unterbau und die auf demselben ruhende Altar- 
x platte hätten immer eine länglich viereckige Gestalt und waren 
meistens einfach verziert. Die Altarplatte bildete vorne ein kräf¬ 
tig vorspringendes Gesimse. Der Unterbau war zuweilen an den 
Ecken mit Säulchen, in der Mitte mit einem Kranze oder einer 
Palme geschmückt. Der Sockel des Unterbaues war manchmal 
mit einem Rundstabe verziert. Rur selten brachte man an der 
Vorderseite desselben zierlichere Arkaden mit Statuetten an. Sehr 
häufig findet man aber sowohl den Unterbau als die Altarplatte 
ganz schmucklos hergestellt, so daß nur die Altarplatte in Form 
eines Gesimses kräftig vorspringt. — Der Forscher hat auf die 
Altarplatte und auf den Unterbau derselben zunächst seine Auf¬ 
merksamkeit zu richten, und zwar auch bei jenen Altären, die bei 
dem ersten Anblicke als Erzeugnisse der letzten Jahrhunderte sich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.