Volltext: Anleitung zur Erforschung und Beschreibung der kirchlichen Kunstdenkmäler

86 Die Architektur des Gotteshauses. Rubrik VID. 
Pfosten bestehen gewöhnlich aus Hohlkehlen und Rundstäben. 
Es gibt Mittelpfosten und Wandpfosten. Die Mittel- 
psosten sind jene, durch welche das Fenster in zwei oder mehrere 
Abthcilungen getrennt wird. (Siehe Nr. 36. 37, 38, 39.) Da 
die Fenster in jener Zeit am Umfange zunehmen, so findet man 
in denselben nicht selten zwei, auch drei Mittelpfosten, durch 
welche die Fenster in mehrere Theile (drei, fünf) abgetheilt 
werden. Das Maßwerk wird in diesen Fenstern schon mannig¬ 
faltiger, indem die Drei- oder Vierpässe in demselben Fenster 
öfters, und zwar nicht selten in verschiedener Größe wiederholt 
Vorkommen. Zwischen den Füllungsgliedern und in allen Spitz¬ 
bögen erscheinen nun die sogenannten gothischen Nasen. 
(Siche Nr. 36, 37, 38, 39.) Alle diese Bildungen des Ma߬ 
werkes lassen sich jedoch in der Zeit des ausgebildeten gothischen 
Styles noch immer auf den Kreis- oder Spitzbogen zurückführen, 
und aus einem von beiden erklären. Dieses ist jedoch in der 
sogenannten Spätgothik nicht mehr der Fall. In jener Zeit 
fing man an, andere Bogenlinien, vornehmlich den geschweiften 
Spitzbogen, den sogenannten Eselsrücken, manchmal auch den 
niederen, oder den auswärts gekehrten Spitzbogen zu gebrau¬ 
chen. Anstatt der Drei- und Vicrpässc, oder der Drei- und 
Vierblätter und der Rosetten wird die sogenannte Fischblase 
eingeführt, die mit der soeben erwähnten Ausschweifung der 
Bögen im Zusammenhänge steht. (Siehe Nr. 39.) Diese Fisch¬ 
blase wurde später einer züngelnden Flamme ähnlich gebildet, 
und so entstand der sogenannte Flamboyantenstyl. Gegen 
den Schluß des fünfzehnten Jahrhunderts nimmt das Maßwerk 
die Gestalt eines dürren Astwerkes an, und verliert dadurch nicht 
bloß einen Theil seiner Schönheit, sondern sogar seine sinnreiche 
Bedeutung. 
7. Findet man an den Fenstern Spuren van späteren Abänderungen? 
Manche mittelalterliche Kirchengebäude sind verstümmelt, 
und ihrer schönsten Zierden, des Maßwerkes in den Fenstern 
beraubt worden. Die Pfosten aus Stein, die dem Maßwerke 
zur Stütze dienten, wurden entfernt, und mit Fensterstöcken ans
	        
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