Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch

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Im übrigen muß die k. u. k. Regierung darauf hinweisen, 
daß sie zu ihrem lebhaften Bedauern nicht mehr in der Lage 
ist, zu der serbischen Antwortnote im Sinne der englischen 
Anregung Stellung zu nehmen, da im Zeitpunkte des hier ge¬ 
machten deutschen Schrittes der Kriegszustand zwischen der 
Monarchie und Serbien bereits eingetreten war und die 
serbische Antwortnote demnach durch die Ereignisse bereits 
überholt ist. 
Die k. u. k. Regierung erlaubt sich bei diesem Anlasse 
darauf aufmerksam zu machen, daß die königlich serbische 
Regierung noch vor Erteilung ihrer Antwort mit der Mobili¬ 
sierung der serbischen Streitkräfte vorgegangen ist und daß 
sie auch nachher drei Tage verstreichen ließ, ohne die Geneigt¬ 
heit kundzugeben, den Standpunkt ihrer Antwortnote zu ver¬ 
lassen, worauf unsererseits die Kriegserklärung erfolgte. 
Wenn im übrigen das englische Kabinett sich bereit findet, 
seinen Einfluß auf die russische Regierung im Sinne der Er¬ 
haltung des Friedens zwischen den Großmächten und der 
Lokalisierung des uns durch die jahrelangen serbischen Um¬ 
triebe aufgezwungenen Krieges geltend zu machen, so kann 
dies seitens der k. u. k. Regierung nur begrüßt werden. 
45. 
Graf Szecsen an Graf Berchtold. 
Telegramm. Paris, 29. Juli 1914. 
Frankreich trifft unzweifelhaft gewisse militärische Vor¬ 
bereitungen, wie dies von den Zeitungen vielleicht mit gewisser 
Übertreibung verkündet wird. 
Wie ich streng vertraulich erfahre, ist Baron Schoen be¬ 
auftragt, diese Vorbereitungen heute bei Herrn Viviani zur 
Sprache zu bringen und darauf hinzuweisen, daß Deutschland 
unter diesen Umständen gezwungen werden könnte, ähnliche 
Maßnahmen zu treffen, die natürlich nicht geheim bleiben 
könnten und deren Bekanntwerden in der Öffentlichkeit große 
Aufregung verursachen würde. So könnten beide Länder, trotz¬ 
dem sie nur den Frieden anstreben, zu einer wenigstens teil¬ 
weisen Mobilisierung gedrängt werden, was gefährlich wäre.
	        
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