Volltext: Die transzendentale Subjekts- und Erkenntnistheorie im 20. Jahrhundert

Von nicht geringerer Bedeutung für die Entwicklung des griechischen 
Denkens, und damit der Philosophie, war der 'Zerfall' der Polis ... 
In der Polis war die Grundlage (das Prinzip) der Welt- und Selbst- 
auslegung nicht ein 'herrschaftliches Wesen', sondern die 'ethische 
Substanz' der Gesellschaft, die - auf Verpflichtung und Autorität 
beruhende - Sittlichkeit (... als solche selbst gleichzeitig verkörpert 
in der Gestalt von Göttern, Wesen mit Namen - gleichen Wesens mit dem 
Selbstbewußtsein), und das Verhältnis des Einzelnen zu dieser Substanz 
das des 'Schicksals'. 
Gesellschaftliche Veränderungen - und damit solche der 'Grundlagen' 
der ethischen Substanz - hatten Konflikte, und im weiteren das 
Problematisch-werden der Weltauslegung und der gleichsam 'natürlichen' 
Selbstbestimmtheit des Individuums im Gefüge fester, gesellschaftlich 
vermittelter Kategorien zur Folge. Es mußte sich für den Einzelnen 
die Frage 'Wie soll ich mich (zur Gesellschaft) verhalten?' stellen, 
die bei den Sophisten zum ersten Mal zu einem Begriff des Menschen als 
'Ersatz' für die Verbindlichkeit und Autorität der (der Komplexität 
der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht mehr gerecht werdenden) 
sittlichen Ordnung führten ... Es war Sokrates, der den so begründeten 
'subjektiven Ansprüchen' ihre nicht genügende 'Begründung' entgegen- 
hielt, und die Frage 'Wie soll ich mich verhalten?', zur Frage 'Wer bin 
ich, was ist der Mensch?' ausweitete - damit die Idee theoretischer 
Begründung entscheidend radikalisierend. Begründetes Wissen ist Wissen 
des 'Wesens', des Eigentlichen, des an-sich-Seienden, und kann deshalb 
nur (mehr) die Form einer Reflexion auf das 'Ganze' des Weltzusammen- 
hangs und das darin gründende Wesen des Einzelnen haben. 
'Was' je dieses, für die Selbstauffassung des Menschen bestimmende 
'Ganze' ist, hängt von mannigfachen - nicht notwendig rein theoretischen - 
Vermittlungen und Bedingungen ab. Man denke an den Zerfall 
der Polis und Aristoteles' Zuwendung zur Natur, in der Folge Stoa 
und Neuplatonismus ... Auf diese Zusammenhänge werden wir im nächsten 
Kapitel noch mancherorts stoßen. 
	        
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