Volltext: Die transzendentale Subjekts- und Erkenntnistheorie im 20. Jahrhundert

bezeichnet werden kann, und zweitens, daß er damit eine einzelne 
Person von anderen, die er mit 'sie' bezeichnen kann, heraushebt." (1) 
'Er' "hat also denselben Stellenwert relativ zu 'ich', wie 'dort' zu 
"hier'." (2) Und damit hängt zusammen, daß in der Tat mit dem Wort 'ich' 
eigentlich nicht eine bestimmte Person 'identifiziert' wird, sondern 
nur als (aus der 'er'-Perspektive) 'identifizierbare' gemeint wird ... (3) 
Ich möchte in diesem Zusammenhang, anknüpfend an meine diesbezüglichen 
Studien in Japan, darauf verweisen, daß es im Japanischen mindestens 
4 verschiedene Ausdrücke für 'ich' gibt, deren Verwendung abhängig ist 
von Geschlecht, Alter, Gesprächspartner, sozialem Status, Gesprächs- 
thema etc. So wird z.B. 'watashi' verwendet von Frauen und allgemein 
dann, wenn Formalität angebracht ist, 'boku' wird hauptsächlich 
verwendet von jüngeren Männern, 'ore' von älteren, 'ware' wird u.a. 
gebraucht bei der Übersetzung von philosophischen Texten ... Die 
Regeln der Verwendung der verschiedenen Ausdrücke sind natürlich viel 
komplizierter als hier angegeben werden kann, weil es prinzipiell 
'soziale' Regeln sind, d.h. solche, für die konkret die Perspektive 
des jeweiligen 'mit' oder 'gegenüber', und allgemein der soziale 
Kontext konstitutiv ist. Gerade darauf kommt es aber an: Das 'ich' 
ist sprachlogisch nicht ursprünglicher als das 'du' oder 'er'! Die 
Frage nach der Möglichkeit (der Konstitution) des 'Ich'-Gedankens 
muß hier ansetzen ... (4) 
Es ist, wie wir gesehen haben, Cramers Theorie des Denkens (und 
implizit seine Ontologie) welche ihn zu dem Gedanken verführt, im 
'Ich' müsse ein transzendentes Reales gemeint sein; so daß sogar diesem 
Gedanken selbst die Funktion der Legitimierung der Theorie zukommen 
soll! Cramer meint damit zur spekulativen Philosophie übergehen zu 
können ... Dieser Übergang, bzw. die darin liegende 'Überwindung' 
der Transzendentalphilosophie und allgemein der Erkenntnisreflexion, 
ist noch genauer zu verstehen. In diesem Zusammenhang wird sich auch 
das Problem der Ontologie klären und konkretisieren ... 
1c) Die 'Überwindung' der Transzendentalphilosophie 
Charakteristisch für jede Form von Transzendentalphilosophie ist 
die ontologische Prinzipienfunktion des Subjekts, wie diese nun auch 
konkret bestimmt sein mag. Das heißt, daß mit Bezug auf das Subjekt 
(der Erkenntnis) 'Sein' und 'Bestimmtheit' ununterscheidbar sind, in 
ihm fallen, wie Hönigswald sagt 'Tatsache' und 'Prinzip' zusammen ... 
(1) ebenda, S.74 
(2) ebenda, S.84 
(3) Vgl. ebenda, S.83 und S.87 
(4) Wir werden später, zunächst im Teil 2a) und dann im Teil 3) darauf 
zurückkommen.
	        
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