Volltext: Geschichte des uralten und seit Jahrhunderten um Landesfürst und Vaterland höchst verdienten, theils fürstlich, theils gräflichen Hauses Starhemberg

329 
Als Ä. Leopold l. im Jahre 1703 den Prinzen Eugen aus 
Italien berief, um dem Hofkriegs--Rathe in Wien vorzustehen, 
wurde der Oberbefehl in Italien Herrn Grafen von Starhem- 
berg übergeben; aber leider! über ein größtentheils zusammen 
geschmolzenes Heer, das an Allem Mangel litt. Doch dieß 
lähmte den Muth des Helden nicht, der, so wie er keine Ge 
fahr, so auch kein Hinderniß kannte. 
Er wußte sich in dieser höchst unangenehmen Lage bey allen 
diesen widrigen Verhältnissen so weise zu benehmen, daß er von 
dem ungleich stärkern Feinde nicht »ur allein nicht abgeschnitten, 
nicht umrungen, sondern nicht einmahl angegriffen werden konn 
te ; ja vielmehr schlug er noch selbst den feindlichen General Al- 
bergotti, entsetzte Ostiglia, neckte und beunruhigte den Feind 
von allen Seiten, 
Nun kam aber eine der schwierigsten Aufgaben, die Herr 
Guido von Starhemberg zu lösen hatte. 
Er sollte nicht nur die Vereinigung des Generals Vendome 
mit dem weit in Tyrol schon vorgedrungenen Churfürsten von 
Bayern, Mar« Emanuel, welche im Herzen dieses Landes beab 
sichtigt war, verhindern, sondern er selbst sollte sich in Piemont 
mit dem Herzoge von Savoyen vereinigen. 
Hier zeigte Guido, was Verstand, vereinigt mit Tapfer 
keit, Klugheit und Erfahrung zu bewirken im Stande ist. 
Anstatt, daß sich Vendome mit dem Churfürsten in Tyrol 
vereinigen konnte, wurden sie vielmehr mit großem Verluste aus 
Tyrol zurückgetrieben; und so unüberwindlich scheinende Hinder 
nisse der Vereinigung mit dem Herzoge von Savoyen entgegen 
standen, so wenig schreckten dieselben unsern Helden zurück. 
Ein Theil des Feindes besetzte alle Pässe von zwanzig deut 
schen Meilen im Umfange, der andere folgte dem Oesterreichi 
schen Heere auf dem Fuße nach. Um nach Piemont zu kom 
men, mußten die Wege überall mit Gewalt geöffnet, viele steile 
Berge erklettert, durch alle Pässe mit gewaffneter Hand gedrun 
gen, über mehrere Flüsse zur rauhen Winterszeit gesetzt werden. 
Feinde, Felsen und Ströme machten den Marsch Starhemborgs 
in das Piemontesische beynahe zur Unmöglichkeit; doch, wo auch 
oft ein großer Held einen Riesen vor sich zu sehen glaubt, da 
wähnte Graf Guido nur einen Zwerg im Wege liegend, den 
er leicht zertreten könnte.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.