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desfürsten. ^Allein kurz darauf, nähmlich den letzten Jänner
159? hatte Herr Ludwig von Starhemberg das Unglück auf sei
ner Rückreise von Wien nach Steyer den eben damahls bey Ul-
nierfeld versammelten aufrührischen Bauern in die Hände zu fal
len, die ihn gefangen nahmen, hinter dem Wagen anbanden,
eine Strecke weit über Koth und Stein fortschleppten, und so
erbärmlich mißhandelten, daß er es noch ein Glück nennen konn
te, mit dem Leben zu entkommen.
Wirklich höchst traurig ist es, daß dieser Mann, der viele
Jahre hindurch so thätig und eifrig in seinem Amte war, in
selbem so viele widrige Austritte zu dulden hatte, sich in der Fol
ge durch übertriebenen und übel angebrachten Eifer für die lu
therische Religion, zu welcher er sich bekannte, nebst seinen zwey
Brüdern, Herrn Gotthard und Herrn Martin, da sie nicht so
viel Mäßigung und Anhänglichkeit an die geheiligte Person ih
res Monarchen besaßen, wie ihr ältester Bruder, Herr Paul
Jakob in noch größeres Unglück stürzte; wozu die Veranlassung
folgende war: Nach dem zu Anfange des Jahres 1606 mit den
Ungarn zu Wien geschlossenen Frieden kam es nach Botökays
Tode auf den in den Jahren 1607 und 1608 zu Preßburg ge
haltenen Landtägen, bey welchen sich anstatt Kaisers Rudolphs
II. sein Bruder Erzherzog Mathias als dessen Bevollmächtigter,
als Gesandter Oberösterreichs aber nebst andern auch Herr Lud
wig von Starhemberg, Burggraf von Steyer, und Herr Rei-
chard von Starhemberg, Herrn Heinrichs von Starhemberg
Sohn befanden, zu der zwischen Erzherzog Mathias, dem Kö
nigreiche Ungarn und dem Erzherzogthum Oesterreich ob und un
ter der Enns geschloffenen berühmten Vereinigung vom 1. Fe
bruar 1608 (wovon das Union»-Instrument in PreuenhuberS
annal. Styr. angeführt ist), durch welche man sich wechselseitig
wider alle diejenigen verband, welche dem Wiener Frieden zuwi
der handeln, oder diese verbundenen Länder angreifen würden.
Kaiser Rudolph war damit sehr unzufrieden, und erklärte
sich zwar, den Wiener Frieden genehm zu halten, aber die an
geführte Preßburger Vereinigung wollte er vernichtet wissen;
wozu sich hingegen weder Erzherzog Mathias, noch die Stände
der vereinigten Länder so wenig verstehen wollten, daß es wirk
lich zu den Waffen kam. Im April 1608 rückte Erzherzog Ma
thias in eigener Person mit den Ungarn und Oesterreichern in