Volltext: Józef Piłsudski Militärische Vorlesungen (Band III / 1936)

Erste Vorlesung 
(16. August 1923) 
Was ist das Wesen der Führerschaft? Sie ist der not¬ 
wendige Befehl, der Wille eines einzelnen über eine Men¬ 
schenmasse. Kein menschliches Tun läßt sich ohne Führer¬ 
schaft denken; und nicht nur das: auch in der Familie, 
in den Beziehungen einander nahestehender Menschen muß 
es eine Art von Führerschaft der Älteren gegenüber den 
Jüngeren, der Mutter gegenüber dem Kinde usw. geben. 
In Polen, wo es so viele schwache Charaktere gibt, besteht 
eine Neigung zum Mitregieren, zum Mitbefehlen, was das 
Wesen der Führerschaft notwendig schwächt. 
Beim Militär muß es anders sein; dort kann man nicht 
die Bildung von falschen Anschauungen, von Erwägungen 
und Unschlüssigkeit zulassen. Denn in der Kriegstätigkeit 
wird jeder einzelne durch Gebote geleitet, wie sie im ge¬ 
wöhnlichen Leben nicht anzutreffen sind. Im Kriege ver¬ 
langt der Führer von den Menschen ihren wertvollsten 
Besitz: ihr Leben. Ein Mensch ist einem anderen mit all 
dessen Fehlern und Tugenden preisgegeben; er ist den Feh¬ 
lern und Tugenden des Führers ausgeliefert. Kein ande¬ 
res Gebiet menschlichen Tuns kennt eine solche Führer¬ 
schaft, die bis an die tiefsten Rechte, an die Lebensrechte 
rührt. 
Sie nimmt die sittliche und körperliche Ganzheit des 
Menschen in Anspruch und gibt ihre eigene sittliche und 
körperliche Ganzheit dafür.
	        
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