Volltext: Sammlung von Nachweisen für die Verletzungen des Völkerrechtes durch die mit Österreich-Ungarn Krieg führenden Staaten [Hauptbd.] ; ([Hauptbd.] ; 1915)

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Nachdem es mir, wie erwähnt, nicht gelungen war, eine weitere Aufenthalts 
frist für die Ausgewiesenen zu erwirken, wurden vom 7. August an zwei Geheim 
polizisten in die unmittelbare Nähe des Konsulates postiert, mit dem Aufträge, 
jedermann zu verhaften, der zu oder von mir kam. Von diesen Polizei Organen 
wurde auch ich selbst zweimal in brutaler Weise arretiert, und es gelang mir trotz 
Vorweisung des Exequaturs erst nach langen Verhandlungen, freigelassen zu 
werden, wobei sich stets eine größere Menschenmenge um meinen Waagen 
ansammelte, die mich bedrohte und insultierte. 
Die polizeilichen Vorkehrungen bei meiner Abfahrt zeichneten sich durch 
große Rücksichtslosigkeit aus. 
Ein subalterner Polizeifunktionär holte mich mit einem alten Zellenwagen 
ab, in dem ich mit ihm, dem Honorarbeamten und meiner Köchin samt unserem 
Gepäcke untergebracht wurde, und wies uns zur gemeinsamen Fahrt nach 
Ventimiglia ein Coupe III. Klasse an. 
16. 
Brief des Herrn Muthsam, k. u. k. Vizekonsuis in Tiflis, an seine Gattin, 
de dato Tientsin, 5. September 1914. 
Du wirst mir wahrscheinlich zürnen, daß ich Dich seit einem Monat ohne 
Nachricht ließ, aber ich konnte Dir bis heute nicht schreiben, da ich am zweiten 
Tage meiner Ankunft in Tiflis (Tag unserer Kriegserklärung an Rußland) mit 
dem Konsul in Tiflis und dem Kanzleibeamten Lang in Gefangenschaft 
geraten und von den Russen durch die Steppe von Rostow am Don, den Ural, 
durch ganz Sibirien, die Mandschurei geschleppt und dort über das von Japan 
okkupierte Gebiet (Charbin und Mukden) nach China geschafft worden bin, 
woselbst wir endlich in Tientsin liebevolle Aufnahme in der österreichisch-unga 
rischen Niederlassung, beziehungsweise bei unserem Marinedetachement gefunden 
haben. 
17. 
Herr Wippern, k. u. k. Generalkonsul in Moskau, an Graf Berchtold. 
Forst, am 18. September 1914. 
Die Kriegserklärung an Rußland erfuhr ich am 7. August durch die 
Moskauer Presse und erhielt einige Stunden später ein augenscheinlich von 
der Post zurückgehaltenes in claris-Telegramm des Herrn k. u. k. Botschafters,
	        
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