Volltext: 1913 und das erste Halbjahr 1914 (Dritter Band / 1922)

anderer Seite, daß dies unbedingt schon dann geschehen müsse, wenn 
durch eine Zollunion Serbien die freie Benützung der montenegrinischen 
Häfen wie eigenes Gebiet eingeräumt wird. 
Einigermaßen optimistisch scheint die Annahme, daß die erwähnten 
Maßnahmen ohne diplomatischen Einspruch, zum mindesten ohne Krieg, 
durchzuführen sein werden. Vielleicht wird man die abermalige 
Absperrung vom Meere in Belgrad mit den üblichen Entrüstungs¬ 
kundgebungen hinnehmen, ohne augenblicklich zu den Waffen zu greifen; 
in Montenegro hingegen müßte unbedingt mit einer hartnäckigen Auf¬ 
standsbewegung gerechnet werden, die aus Serbien gewiß sehr rührig 
geschürt werden würde. 
In meinem Bericht erwähnte ich die eigennützigen Intriguen des 
Prinzen Mirko, der seine Zukunft durch die bevorstehende Union bedroht 
sieht, für die er aber sogleich auf das höchste begeistert wäre, wenn 
man ihn zum Herrscher von Großserbien ausrufen wollte. Da aber 
hiefür gar keine Aussicht besteht, möchte er sich auch als Fürst von 
Albanien oder als unabhängiger Gospodar von Montenegro begnügen. 
Wenn ihm Österreich-Ungarn dazu verhelfen wollte — bemerkte er 
vor einiger Zeit in einem heimlichen Gespräch — wäre er bereit, sich 
ganz an die Monarchie anzuschließen und sich sogar mit der Wieder¬ 
besetzung einer Zone im Sandzak einverstanden zu erklären, die für 
Montenegro ein »Paravent« gegen Serbien zu bilden hätte. 
Ohne auf derartige Äußerungen und deren phantastisches Beiwerk 
Wert zu legen, glaube ich sie zur Charakterisierung der Situation E. E. 
zur Kenntnis bringen zu sollen, und ich werde nicht ermangeln, E. E. 
auch über die weitere Entwicklung der großserbischen Frage Bericht zu 
erstatten. 
Genehmigen E. E. den Ausdruck meiner hohen Verehrung und 
unbedingten Ergebenheit. 
Euer Exzellenz gehorsamster FI u b k a Hptm. 
C e t i n j e, am 14. Oktober 1913.“ 
„Telegramm der Generalstabsabteilung des 
16. Korpskommandos Ragusa Nr. 2269 vom 
17. Oktober 1913, 7 Uhr nachmittags. 
Die Unzufriedenheit mit der provisorischen Regierung Albaniens 
nebst dem Parteihader der auf persönliche Interessen Bedacht nehmenden 
Notablen hat diese und ihren Anhang in zwei feindliche Lager getrennt, 
die sich einerseits mit dem Gros von 6000 Mann, 10 Geschützen, 300 
Reitern unter Essad Pascha in Tirana, anderseits unter Ismail Kemal Bey 
mit 4500 Mann, drei Maschinengewehren, vier Geschützen bei Ljusna 
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