Volltext: 1913 und das erste Halbjahr 1914 (Dritter Band / 1922)

»Aber was würde Österreich-Ungarn jetzt tun?« 
Da ich ihm leider nicht darauf antworten konnte: Es wird, wie immer, 
nicht genau wissen, was es tun soll, denn Entschlüsse werden bei uns 
nur in den alleräußersten Notfällen gefaßt und dann sind sie etwas — 
»übereilt«, so wich ich der direkten Beantwortung dieser Frage aus. 
Herr Stanciow war nicht der einzige Diplomat, mit dem ich sprach. 
Zusammengefaßt wird die Lage dahin beurteilt, daß es Österreich- 
Ungams Ministerium des Äußern glücklich gelungen ist, den bisherigen 
einzigen Balkanfreund vor den Kopf zu stoßen, indem ohne Vorwissen 
Rumäniens die Annäherung an Bulgarien eingeleitet wurde. Sowie 
Rumänien — wahrscheinlich durch Rußland hingewiesen — davon 
Kenntnis erhielt, begann es selbständige Politik zu treiben. Im Hinter¬ 
gründe stände vielleicht die Zusicherung, im Falle einer späteren Föde 
ration mit Rußland durch Siebenbürgen entschädigt zu werden.“ 
Am 7. Juli langte folgender Bericht des Militärattaches in 
Bukarest ein: 
„Res. Nr. 130. 
Euer Exzellenz! 
Bukarest, 4. Juli 1913. 
In der Anlage melde ich E. E. über die Mobilisierung der rumänischen 
Armee. 
Genehmigen etc. Hranilovic, Oberst.“ 
Nachstehend die Anlage mit den von mir während der Lektüre bei¬ 
gefügten Randbemerkungen: 
„Mobilisierung der rumänischen Armee. 
Bukarest, am 4. Juli 1913. 
Der Beginn der Feindseligkeiten zwischen den Balkanstaaten hat, 
obwohl eine offizielle Kriegserklärung noch nicht erfolgt war, hier die 
Überzeugung wachgerufen, daß eine friedliche Lösung des Konflikts nicht 
mehr möglich sei und die rumänische Regierung veranlaßt, die Mobili¬ 
sierung der gesamten Streitkräfte zu verfügen. Das königliche 
Dekret über die allgemeine Mobilisierung wurde gestern nachmittag vom 
Kabinett gegengezeichnet, abends von allen Zeitungen verlautbart und 
wird vom offiziellen Staatsanzeiger heute publiziert. Samstag der 5. Juli 
gilt als erster Mobilisierungstag, am 9. Juli soll die Marschbereitschaft 
der Fußtruppen erreicht, die Mobilisierung aller Waffen binnen neun 
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