Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

zu machen, welche auf belgischem, holländischem oder dänischem Gebiet 
zu landen vermöchten; es ist allerdings fraglich, ob diese sechs Divisionen 
entsprechend rasch bereit sein werden. 
Belgien, Holland, Dänemark. Mit obiger Landungs¬ 
möglichkeit kommen diese Staaten in den Bereich der Betrachtung. 
Holland und Belgien aber auch deshalb, weil es immerhin möglich 
wäre, daß eine deutsche Offensive oder eine französische Aktion über das 
Gebiet dieser Staaten hinweggeht. Es bleibt dann fraglich, wie sich 
letztere demgegenüber verhalten werden; ob feindlich gegen die Invasion, 
ob neutral in allen Fällen. 
Ob Dänemark seinen Bestand durch offen feindseliges Auftreten 
gegen Deutschland riskieren wird, bleibt fraglich; eine kluge Politik 
würde jedenfalls dagegen sprechen. 
Schweden steht mit seinen Sympathien wohl entschieden auf 
Seite der Gegner Rußlands; ob es in einem großen Konflikte seine 
Ansprüche auf Finnland mit den Waffen geltend machen würde, bleibt 
fraglich, wäre aber jedenfalls zu wünschen. 
Schweiz. Obgleich ein neutraler Staat, fällt doch die Schweiz 
bei allen mitteleuropäischen Komplikationen nicht unwesentlich ins 
Gewicht. Es ist unverkennbar, daß sich in der Schweiz selbst zwei 
Parteien gegenüberstehen, nämlich die kleinere französisch gesinnte und 
die weit stärkere deutsch gesinnte; außerdem ist noch eine italienische 
Fraktion zu zählen, bei welcher dermalen der Irredentismus bereits seine 
Hebel ansetzt. Letzterer Umstand drängt die Schweiz auf Seite jener 
Staaten, welche von der gleichen Gefahr bedroht sind, d. i. vor allem 
Österreich-Ungarn. Hier die Fäden aufzugreifen und im Kriegsfälle die 
Schweiz auf eigener Seite zu haben, hiezu in derselben die deutsche 
Richtung zu stärken, ist Aufgabe der Politik. 
Japan. Es ist kaum glaubhaft, daß sich Japan dauernd mit Ru߬ 
land abgefunden haben sollte, es scheint vielmehr, daß es jetzt in ziel¬ 
bewußter Systematik die Erfolge seines letzten Sieges ausgestalten und 
konsolidieren will, um dann mit frischer Kraft seine mit den russischen 
entschieden kollidierenden Interessen weiter zu verfolgen. Japan wird 
daher umsomehr als Gegner Rußlands in Betracht zu ziehen sein, als 
letzteres wohl kaum seiner Stellung in Ostasien zu entsagen vermag, will 
es nicht sehr an Prestige und an Macht verlieren. Inwieweit Japan durch 
Nordamerika paralysiert wird, fällt wohl dermalen noch außer Erwägung. 
Es will scheinen, daß Japan gut täte, seine Rechnung mit Rußland 
abzuschließen, ehe die Land- und Seemacht letzteren Staates retabliert, 
die sibirische Bahn vervollständigt, der Panama-Kanal eröffnet und der 
Vertrag mit England abgelaufen ist (1915). 
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