Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Die vom obigen Gesichtspunkt aus gewonnenen Anschauungen sind 
daher einzig und allein als Basis für die militärischen Vorbereitungen 
brauchbar, will man nicht von Situationen überrascht werden, die man 
in Vertrauensseligkeit für ausgeschlossen erachtet hat. 
Sind aber einmal jene Richtungen erkannt, nach welchen die mili¬ 
tärischen Vorbereitungen notwendig erscheinen, dann muß auch in alle 
Konsequenzen dieser Notwendigkeit eingegangen werden, und es dürfen 
diplomatische Bedenken und Vorsichtigkeiten, innerpolitische Nachgiebig¬ 
keiten, sowie die Scheu vor finanziellen Opfern nie zur Ursache werden, 
diesen Konsequenzen auszuweichen; immer bedenkend, daß sich die 
Schicksale der Staaten, der Völker, der Dynastien nicht am diplomatischen 
Konferenztische, sondern auf dem Schlachtfeld entscheiden. 
Von obigen Gesichtspunkten ausgehend, erscheint mir für die folgende 
Periode nachstehendes festzustehen: 
Deutschland ist durch seine Interessen ebenso an die Monarchie 
gewiesen, wie letztere an Deutschland. Das Bündnis mit Deutschland 
bildet daher die Grundlage der Politik der Monarchie und damit auch 
die Grundlage für alle Kriegsvorbereitungsarbeiten. An diesem Bündnis 
festzuhalten, es zu pflegen und stets zum Ausdruck zu bringen, 
insbesondere auch jedwede kleinliche Zurückhaltung zu vermeiden, 
erscheint mir Bedingung. 
Italien. Gilt Italien zwar noch immer als Macht des Dreibundes, 
bemühen sich auch alle dermaligen diplomatischen Schritte, es in diesem 
Verhältnis zu erhalten und scheinen die dermaligen maßgebenden poli¬ 
tischen Faktoren Italiens von der gleichen Richtung beseelt — so kann 
ich trotz alledem nicht umhin, in Italien einen ausgesprochenen Gegner 
der Monarchie zu sehen, der in einem ihm passenden Moment die Maske 
abwerfen und in offener Feindschaft handeln wird. 
Der in allen Teilen der Bevölkerung unter Patronanz der Regierung 
geschürte Haß gegen die Monarchie und deren Dynastie, die weitestgehende 
Verbreitung des Irredentismus, die im großen Stil organisierten, vor 
allem mit dem Chauvinismus der Jugend rechnenden Freiwilligen-Organi- 
sationen, die zügellose Agitation bei den Konnationalen im Gebiete der 
Monarchie, die systematische Ausspähung, die schamlose Hetze seitens 
des größten Teiles der Presse, die unausgesetzten Schikanen im Grenz¬ 
gebiet, die unverblümten Äußerungen maßgebender Persönlichkeilen, die 
sachlichen Publikationen der militärischen Fachpresse, sowie zahlreiche 
einschlägige Broschüren und Studien weisen auf die Gegnerschaft hin. 
Als eines der zahllosen Beispiele bitte ich die Artikel des italienischen 
Generals d. R. Fadda in der offiziösen „Tribuna“ vom 2. November samt 
Übersetzung beischließen zu dürfen (Beilage 10), aber vor allem erhält 
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