Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

unternehmen, das heißt die westlichen Grenzfestungen werden nicht 
armiert, und der Grenzschutz tritt nicht in Wirksamkeit. Die gesamte 
Armee wird zwar mobil gemacht, aber diejenigen Teile derselben, die 
nicht in erster Linie gegen Rußland eingesetzt werden können, verbleiben 
zunächst mobil in ihren Standorten. 
Die vom deutschen Generalstabe getroffenen militärischen Vor¬ 
bereitungen sind den vorstehenden Erwägungen gemäß so angeordnet, 
daß bei einer befriedigenden Neutralitätserklärung Frankreichs die für 
diesen Fall mit E. E verabredeten Truppenmengen sofort an die Ost¬ 
grenze abgefahren werden, während der Rest der Armee zunächst mobil 
im Lande verbleibt, um entweder im Bedarfsfälle nach Osten nachgezogen, 
oder alsbald gegen Frankreich eingesetzt zu werden, wenn dieses in seiner 
Neutralität schwankend werden sollte. 
Für Deutschland ist mit diesem Verfahren ohne Zweifel der Nachteil 
verbunden, daß es gezwungen sein kann, seinem gefährlichsten Gegner — 
Frankreich — längere Zeit nur unterlegene Kräfte entgegenzustellen. 
Trotzdem habe ich diesen Aufmarsch ebenfalls bearbeiten lassen, um auch 
unter den ungünstigsten Verhältnissen den Verpflichtungen gegen unseren 
hohen Verbündeten nachkommen zu können. 
Daß ein Krieg Österreich-Ungams und Deutschlands gegen Rußland 
und die Balkanstaaten, Frankreich und Italien einen Kampf auf Leben 
und Tod bedeuten würde, ist gewiß. Er würde zu führen sein, wenn 
von Anfang an klare Verhältnisse vorliegen. Diese zu schaffen, sobald 
seine Anzeichen erkannt werden, ist die erste Pflicht der Diplomatie. E. E. 
erheben die Forderung, daß die Diplomatie einer solchen Konstellation 
wie die erwähnte Vorbeugen müsse. Es wäre dankbar zu begrüßen, 
wenn ihr dies gelingen sollte. Unbedingt muß aber vom Standpunkt der 
Heeresleitung die Forderung gestellt werden, daß in dem verhängnisvollen 
Augenblick, wo die Mobilmachung ausgesprochen wird, volle Klarheit 
darüber herrscht, wer Freund und wer Feind ist. 
Mit dem Ausdrucke etc. etc. ... „ , . 
Moltke m. p., G. d. I.“ 
„Präs. Wien, am 31. Jänner 1910. 
Seiner Majestät vorgelegt am 1. Feber 1910 in Schönbrunn. 
Conrad m. p.“ 
Ich an General von Moltke. 
„Wien, am 23. Feber 1910. 
Ich beehre mich E. E. um Entgegennahme meines verbindlichsten 
Dankes für das hochgeschätzte Schreiben vom 30. Jänner zu bitten, ganz 
besonders aber auch für die dem bündnistreuen Festhalten an den
	        
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