Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

verschließen wollte, entsprach ich seinem stillen Verlangen und gewährte 
seine Ememiung zum Militärattache in Tokio. Ich erwirkte sie am 
21. April 1910 bei Seiner Majestät. 
An seine Steile erbat ich am 11. Mai 1910 bei Seiner Majestät die 
Ernennung des Hauptmannes Rudolf Kundmann zu meinem Flügel¬ 
adjutanten. Kundmann war Leutnant im Infanterie-Regiment Kaiser Franz 
Josef Nr. 1, als ich dessen Kommando führte. Er hatte bald durch seine 
Fähigkeiten, seinen klaren Verstand, seine rasche Auffassung und seine 
hervorragende Arbeitskraft meine Aufmerksamkeit erregt, so daß ich ihn 
zum Regiments-Adjutanten ernannte. Er hat in dieser Stellung vorzüg¬ 
lich entsprochen. Als Flügeladjutant von 1910 bis Feber 1917 mir zur 
Seite, hat er mein volles Vertrauen genossen und in dieser Stellung alle 
seine angeführten Eigenschaften, insbesondere in den ernsten Zeiten des 
Krieges, bewährt. Auch ist er mir in einer der schwersten Stunden meines 
Lebens teilnahmsvoll zur Seite gestanden, als es ihm zugefallen war, mir 
mitzuteilen, daß mein drittältester Sohn Herbert am 8. September 1914 in 
der Schlacht bei Rawa ruska den Heldentod gefunden hatte. 
Nachdem Kundmann — mittlerweile zum Oberst vorgerückt — im 
Jahre 1917 außer seinem Dienst als Flügeladjutant auch noch jenen als 
Chef der Detail- (späteren Präsidial-) Abteilung beim Armee-Oberkommando 
versah, blieb er nach meiner Enthebung vom Posten des Chefs des General¬ 
stabes (Ende Feber 1917) auch weiter in der genannten Verwendung beim 
Armee-Oberkommando zurück, während ich mit dem Heeresgruppen- 
Kommando in Tirol (Standort Bozen) betraut wurde. Dort fand ich 
meinen ersten Flügeladjutanten, den schon 1914 aus Japan zum Kriegs¬ 
dienst herbeigeeilten Oberst Franz Putz, nachdem er vorerst ein Infan¬ 
terieregiment mit Auszeichnung geführt hatte, als Chef der Generalstabs¬ 
abteilung wieder. Ich nahm ihn, unbeschadet dieses seines wichtigen 
Dienstes, erneuert als Flügeladjutant. Er blieb es bis zu meiner Ver¬ 
setzung in den Ruhestand 11. November 1918. 
Im Jahre 1910 kam noch eine wichtige Personalfrage in Erwägung: 
der Ersatz des bewährten, aber infolge Ranghöhe und Dauer der bisherigen 
Verwendung zur Ablösung gelangenden Militärattaches in Petersburg 
Oberstleutnant Graf Spanocchi. Für diesen äußerst diffizilen und 
bedeutsamen Posten brachte ich den Oberst Csicserics des General¬ 
stabes in Vorschlag. Er sprach vollkommen russisch, hatte den russisch¬ 
japanischen Krieg im Hauptquartier des Generals Kuropatkin mitgemacht, 
dabei zahlreiche persönliche Beziehungen angeknüpft und das russische 
Heerwesen eingehend kennen gelernt. Ich legte auf seine Wahl ganz 
besonderes Gewicht. Sie stieß jedoch auf die Bedenken des Grafen Ähren¬ 
52
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.