Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Aus diesen Gründen der militärischen Machtmittel muß es daher 
Hauptziel der Politik sein, es nie zu einer derartigen Situation kommen 
zu lassen, daher mit den unvermeidlichen Gegnern einzeln abzurechnen. 
Wenn trotzdem in den konkreten Kriegsvorbereitungen auch dieser 
Fall vorgedacht ist, so erfolgte dies nur, damit, falls wider alles Erwarten 
derselbe doch eintreten sollte, auch für das äußerste vorgesorgt sei, und 
weil ich von der Ansicht ausgehe, daß man in keinem Fall verzweifeln 
und die Hände in den Schoß legen dürfe, dabei vor Augen habend, daß 
Entschlossenheit und rücksichtslose Tatkraft oft schon aus scheinbar 
verzweifelten Lagen zu einem günstigen Ende geführt haben. 
Im Sinne des Vorstehenden sind somit die konkreten Kriegs¬ 
vorbereitungen für folgende Fälle getroffen: 
a) R-Fall, das ist 
Krieg gegen Rußland gemeinsam mit Deutschland und Rumänien, 
mit Minimalkräften gegen Serbien und Montenegro und bei Neu¬ 
tralität Italiens. 
b) I-Fall, das ist 
Krieg gegen Italien bei Neutralität Deutschlands und Rußlands mit 
Minimalkräften gegen Serbien und Montenegro. 
c) B-Fall, das ist 
Krieg gegen Serbien und Montenegro bei Neutralität aller übrigen 
Staaten, jedoch unter Bereithaltung ausreichender Kräfte gegen Italien 
oder Rußland, hinsichtlich des letzteren auf Allianz mit Deutschland 
gerechnet. 
d) I+R-Fall, das ist 
der höchst ungünstige und daher zu vermeidende Fall eines Krieges, 
in welchem Deutschland, Österreich-Ungarn und Rumänien auf der 
einen, Italien, Rußland, Frankreich, Serbien, Montenegro, eventuell 
noch England auf der anderen Seite stehen würden. 
Alle diese obgenannten Kriegsfälle, mit Ausnahme von I-j-R, werden 
bis ins Detail inklusive der Instradierung vorbereitet und basieren bereits 
auf dem Dislokationswechsel pro 1912, welcher unbedingt programm¬ 
gemäß und unverändert durchgeführt werden muß. 
Als Gültigkeitstermin für die neuen Kriegsvorbereitungen ist der 
1. März festgesetzt. 
Für den I+R-Fall ist nur das dringendste vorgesehen, weil man 
wohl annehmen kann, daß die Leitung der Politik es nie zu einer solchen 
Lage kommen lassen wird. 
Wenn ich obdargelegte Kriegsmöglichkeiten noch einmal berühre, 
so möchte ich dabei folgendes hervorheben: 
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