Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

aufstrebenden Staates; damit wuchsen aber auch die Aspirationen dieser 
Staatswesen. . i j ,i i j-| 
Die expansive Tendenz Montenegros spricht sich in dessen Ver¬ 
halten gegen Albanien, bezw. gegenüber der Türkei aus, für die Ziele 
Serbiens zeugen die österreichfeindliche Agitation und Haltung dieses 
Königreiches, und der zielbewußt arbeitende Irredentismus läßt wohl 
über die Absichten Italiens keinen Zweifel. 
Dem allen gegenüber blieb die Monarchie weit zurück; zwar hat die 
Entwicklung der Seemacht in jüngster Zeit einen wesentlichen Schritt 
vorwärts gemacht, aber gerade der einzig und allein die Kriegs¬ 
entscheidung gebenden Landmacht wurden selbst die dringlichsten 
finanziellen Mittel für die Ausgestaltung versagt. 
Läßt auch die endliche Durchbringung der Wehrvorlage sozusagen 
in letzter Stunde die Aufbringung des erforderlichen Mannesmaterials 
für die Sanierung der Stände, vor allem jener der arg geschädigten Fu߬ 
truppen, sowie für die Aufstellung der dringlichen Neuformationen 
erhoffen, so muß ich doch die für die nächsten fünf Jahre in Aussicht 
gestellten finanziellen Mittel als gänzlich unzureichend bezeichnen und 
müßte es als ein schweres Versäumnis meinerseits betrachten, hierauf nicht 
erneuert die Aufmerksamkeit gelenkt zu haben. 
Ich muß dabei hervorheben, daß das durch die ungenügenden 
finanziellen Mittel aufgenötigte Kargen mit dem Notwendigsten nicht nur 
die konkreten Kriegsvorbereitungen, sondern auch die organische Ent¬ 
wicklung des Heeres, sowie dessen Ausbildung in empfindlichster Weise 
beeinträchtigt. 
Geruhen Euer Majestät Allergnädigst zu genehmigen, daß ich mich 
diesbezüglich auf meinen a. u. Vortrag Glst. Res. Nr. 510 von 1911 
berufe, welchen ich Euer Majestät am 14. Feber 1. J. in Budapest unter¬ 
breitet und in tiefster Ehrfurcht mündlich ausführlich erörtert habe und 
welcher auch den Gegenstand meiner Darlegungen in dem am 
5. März d. J. in Budapest stattgehabten Ministerrat gebildet hat. 
Geruhen Euer Majestät ferner Allergnädigst zu genehmigen, daß 
ich daraus folgendes herausgreife: 
Ich erklärte die 200 Millionen Kronen, welche überdies auf fünf 
Jahre verteilt und sowohl für die Ausgestaltung des Heeres inklusive 
der Reichsbefestigung, als für die Auslagen der zweijährigen Dienstzeit 
ausreichen sollten, für ganz unzureichend und begründete eine Mehr¬ 
forderung von mindestens 250 Millionen Kronen über obige 200. 
Dem wurde nun entgegengehalten, daß die beiden Staaten der 
Monarchie unmöglich eine solche finanzielle Leistung aufzubringen ver¬ 
mögen. 
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