Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Die damalige Haltung Englands und Frankreichs kennzeichnet 
Dr. Bogi&vic wie folgt: 
„Mit dem englischen und französischen Botschafter habe ich eben¬ 
falls über die zweideutige Haltung Rußlands gesprochen. Schon damals 
sagte mir bei dieser Gelegenheit Sir Edward Goschen, und er betonte 
dies im Laufe der Zeit des öfteren, daß er aus dem Munde Sir Edward 
Greys die bündigsten Versicherungen erhalten habe, daß England sich um 
keinen Preis der Balkanangelegenheiten wegen in einen europäischen 
Konflikt einlassen werde.“ 
„Der französische Botschafter glaubte nicht, daß es Rußland wagen 
würde, ohne Mitwirkung Englands einen europäischen Konflikt herauf¬ 
zubeschwören; trotzdem äußerte er sich schon damals ebenfalls besorgt 
über »gewisse« geheime, panslawistische Einflüsse am russischen Hofe, 
Besorgnisse, die Herr Cambon — auch bezüglich Iswolskys — dem 
belgischen Gesandten gegenüber, wie aus seinen von der deutschen 
Regierung veröffentlichten Berichten zu ersehen ist, ebenfalls geltend 
gemacht hat.“ 
Die serbischen Ziele erscheinen durch nachstehendes klargestellt: 
„Zum Belege bin ich (Bogicevic) in der Lage, eine höchst 
charakteristische Äußerung des serbischen Ministers des Äußern, 
Pasic, die er mir persönlich im August 1913, also unmittelbar nach 
Beendigung des serbisch-bulgarischen Krieges, in Marienbad gemacht 
hat und die ich damals als Ausfluß unmotivierten Größenwahns ansah, 
anzuführen. Er sagte mir wörtlich folgendes: »Ich hätte schon 
im ersten Balkankriege, um auch Bosnien und die 
Herzegowina zu erwerben, es auf den europäischen 
Krieg ankommen lassen können; da ich aber befürchtete, 
daß wir dann Bulgarien gegenüber in Mazedonien größere Konzessionen 
zu machen genötigt wären, wollte ich zunächst den Besitz 
Mazedoniens für Serbien sichern, um dann erst zur 
Erwerbung Bosniensund der Herzegowina schreiten 
zu können.«“ 
Bogicevic fügt dieser seiner Angabe hinzu: „Dieser Satz spricht 
Bände“, und führt noch folgende Äußerung Pasic’ gegenüber dem 
griechischen Delegierten an der Bukarester Friedenskonferenz 1913, Herrn 
Politis, an, dem er auf die Schulter klopfend sagte: »La premiere 
manche est gagnee, maintenant il faut preparer la 
seconde manche contre l’Autriche.« 
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