Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

vermeidende entscheidende Austragung der Balkanfrage bloß dazu hinaus¬ 
schiebt, um nach zwei bis drei Jahren unter noch ungünstigeren Verhält¬ 
nissen einer neuen Krise entgegenzugehen, dann wird dies nicht bloß 
Verhängnisvolle Folgen für die innerpolitischen Zustände in B. H. haben, 
sondern auch eine schwere, in absehbarer Zeit nicht gutzumachende Schädi¬ 
gung des Wertes unserer Truppen mit sich bringen. Offiziere und Mann¬ 
schaften würden unter dem beklemmenden Eindruck stehen, daß die 
Volksstimmung in Bosnien, die heute nicht an die Kraft der Monarchie 
zur Durchsetzung ihres Willens glauben will, recht habe, und Offiziere 
und Mannschaft würden sich des Gefühls nicht erwehren können, daß 
man an oberster Stelle an der Kraft der Armee zweifle, die Lebens¬ 
interessen des Reiches auch unter den schwierigsten Verhältnissen erfolg¬ 
reich zu schützen. 
Ein drittes Mal würden dann die Reservisten gewiß nicht mehr so 
willig hieher einrücken wie 1909 und 1912. 
Geht es ohne Waffengebrauch, dann um so besser. Aber um Gottes¬ 
willen, nur keinen faulen Frieden. Einem solchen wäre selbst eine 
Niederlage auf dem Schlachfelde im Kampfe mit einer Großmacht 
vorzuziehen. 
Nun noch einige Einzelheiten über die territorialen Truppen. Ich 
rechne mit der Möglichkeit, daß sowohl bei den b.-h. als auch bei den 
dalmatinischen Landwehr- und Landsturmtruppen, wenn diese gegen 
Serbien-Montenegro kämpfen müssen, Desertionen und bei »einzelnen 
Leuten« vielleicht auch sonstige schwere Vergehen Vorkommen werden. 
Ich bin aber überzeugt, daß auch bei den genannten Truppen die Masse 
der Mannschaft ihre Schuldigkeit tun wird, und bin nicht dafür, daß die 
bezüglichen Truppen mit anderen im Innern der Monarchie gewechselt 
oder daß als unverläßlich geltende Mannschaftselemente in das Innere 
der Monarchie abtransportiert werden u. dgl. Ein derartiger, offen kund¬ 
gegebener Zweifel an der Verläßlichkeit dieser Truppen ist nicht begründet, 
und Maßnahmen der vorerwähnten Art würden nicht bloß unser Ansehen 
vor aller Welt schädigen, sondern auch dem angestrebten Zwecke nichts 
nützen, vielmehr — weil als schwächliche Besorgnis gedeutet — die 
Verläßlichkeit weiterer Elemente untergraben. Das einzig Richtige ist, 
in die Truppe als Ganzes das ihr mit Recht gebührende Vertrauen zu 
setzen und strenge Disziplin zu halten, dann wird sie als Ganzes gewiß 
auch im Feuer ihre Pflicht tun, wenn auch Bruchteile abfallen. Und das 
Einzige, was ich wünschen würde, ist, daß man den hiesigen b.-h. 
Bataillonen aus dem Innern der Monarchie noch einige, besonders 
tüchtige und schneidige, die Landessprache voll beherrschende Haupt¬ 
leute und Subaltemoffiziere zuweise. 
398
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.