Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Wiederaufnahme meiner Tätigkeit als Chef des 
Generalstabes. 
Meine erneuerte Tätigkeit als Chef des Generalstabes begann ich 
mit der Orientierung über alle einschlägigen Vorkommnisse, die in der 
Zeit von meiner Enthebung im Jahre 1911 bis zu meiner Wieder¬ 
ernennung 1912 stattgehabt hatten — vor allem über jene rein mili¬ 
tärischer Natur, insbesondere jene innerhalb der k. u. k. Armee. 
Unter diesen waren zwei von hervortretender Bedeutung. 
Aus den früheren Schilderungen ist erinnerlich, welch unablässiges 
Bemühen ich daran setzte, endlich das neue, ein erhöhtes Rekruten- 
Kontingent in sich schließende Wehrgesetz zur Annahme zu 
bringen und wie dies stets an dem Widerstand Ungarns scheiterte, wo 
man nur gegen weitgehende, die Einheit der Armee bedrohende Kon¬ 
zessionen zu verhandeln geneigt war. 
Dieser Widerstand war durch den willensstarken Präsidenten des 
ungarischen Abgeordnetenhauses Stefan Graf Tisza — zur Zeit wohl 
Ungarns bedeutendster Staatsmann — energisch gebrochen worden. 
Er brachte am 4. Juni 1912 das Wehrgesetz zur Abstimmung und 
Annahme und ließ die dagegen tobende Opposition mit Polizeigewalt 
entfernen. Ein am 7. Juni 1912 gegen ihn verübtes Attentat blieb 
glücklicherweise erfolglos und hinderte ihn nicht, am 9. Juni eine neue, 
gegen die Obstruktion gerichtete Hausordnung durchzusetzen. 
Graf Tisza hat sich damit um die Monarchie und die Armee ein 
großes Verdienst erworben. Erst jetzt vermochten die seit Jahren 
angestrebten organisatorischen Neuerungen zur Durchführung zu 
gelangen. Auch Österreich erledigte die Wehrvorlage. Bei gleich¬ 
zeitiger Einführung der zweijährigen Dienstzeit wurde das Rekruten¬ 
kontingent für 12 Jahre hinaus von jährlich 103.000 auf 159.000 Mann 
erhöht. (Es stellte Österreich 91.000, Ungarn 68.000 Mann.) 
Die zweite Errungenschaft war der endliche Beginn der Groß- 
erzeugung der Geschütze für die schwere Artillerie, 
so auch der 30-5 Mörser, die ich seit Jahren mit Hartnäckigkeit gefordert: 
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